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Die Wellen sind das Geheimnis der Pappe

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Die Wellen sind das Geheimnis der Pappe

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    Kaufbeuren (avu). - Die Luft ist warm, die beiden Papiermaschinen brummen. Am Ende einer der grünen Kolosse dreht sich die riesige Rolle Wellpappen-Rohpapier, aus der einmal Joghurtpaletten oder Verpackungsmaterial für Fernseher werden. Rund 35000 Tonnen Papier verlassen jährlich die Hans Kolb Papierfabrik, die seit 50 Jahren in Kaufbeuren ansässig ist. In Kaufbeuren wird das Basismaterial für die papierenen Verpackungen des Mutterunternehmens Hans Kolb Wellpappe in Memmingen hergestellt: die Wellpappe. Dass Verpackungen aus diesem Material eine Wissenschaft für sich sind, zeigen der Einsatz und die Verarbeitungsmöglichkeiten. Die Abnehmer finden sich in der Milchverarbeitung genauso wie in der Elektronikindustrie; Wellpappe wird in Schachteln ebenso verarbeitet wie in Großpaletten. 'Die Möglichkeiten sind vielseitig', so Firmensprecher Thomas Wund. 'Was der Kunde will, können wir bieten.' Für den Einsatz von Wellpappe zähle neben der Leichtigkeit der 'größtmögliche Transportschutz'. Das Geheimnis der Wellpappe sei die Verbindung zwischen Luft, glattem und gewelltem Papier. Die Wellenschicht wird nach Leimauftrag auf eine Art flaches Basispapier gelegt. 'Je höher die Wellen, desto besser die Dämpfung', so Wund. 'Für ganz hohe Ansprüche werden auch mehrere Wellenschichten übereinander gelegt.' Es gebe Wellpappe, die an die Stabilität von Holzverpackungen heranreicht - und trotzdem leichter und voll wiederverwertbar ist. Bei der Firma Kolb geht es aber nicht nur um Stabilität, sondern auch um Ästhetik. Für die Weiterverarbeitung und zum Beispiel Beschichtung der Wellpappe mit Edelpapier sind die Werke in Memmingen, Buxheim und Haiterbach im Schwarzwald zuständig. Kartons für Weinflaschen oder Elektrogeräte erfordern neben der Stabilität auch einen 'edlen Anstrich', der - so Wund nicht geringen Einfluss auf den Verkaufserfolg hat'. Eine andere Kolb-Spezialität sind antistatisch beschichtete Verpackungen, zum Beispiel für Computerchips.

    Altpapier aus der ganzen Region Doch zurück zur Kaufbeurer Papierfabrik an der Wertach: Der Rohstoff ist das verbrauchte Papier aus der ganzen Region: aus Containern, Privathaushalten und Betrieben. Dazu kommen die Stanzabfälle aus dem Unternehmen. Die Weiterverarbeitung ist aufwändig. Gepresste Papierblöcke werden mechanisch, teilweise auch von Hand gereinigt. Meist kommt das Papier stark verunreinigt auf dem Firmengelände an. 'Vom Elektromotor bis zur Abschleppstange war schon alles dabei', so Betriebsleiter Bernhard Bartl. Oft ist es der Hausmüll, der entfernt werden muss. Danach wird das Papier mit Wasser vermischt und zu einer Art Brei verarbeitet, der mehrfach gesiebt wird und schließlich in der Maschine zu Papier verarbeitet wird. 'Wir setzen bei der Produktion stark auf den ökologischen Kreislauf', so Bartl. Neben der Wiederverwertung des Rohstoffes Papier gibt es auch bei den Produktionsmitteln eine Kette. Das zur Papierherstellung benötigte Wasser kommt aus der Wertach und fließt auch wieder, nachdem es die hauseigene Kläranlage passiert hat, dorthin zurück. 'Meistens sauberer als vorher', ergänzt Bartl. Mehr als zwei Millionen Euro seien die vergangenen Jahre in die Technik investiert worden. Nachdem die 'anaerobe Stufe' in Betrieb genommen wurde, sei auch die Geruchsbelästigung auf ein Minimum gesunken. Dass man sich bei Kolb trotz moderner Technik auf die Wurzeln besinnt, haben die Mitarbeiter anlässlich des 50-jährigen Bestehens bewiesen: Unternehmenschef Alwin J. Kolb und dessen Familie konnten sich zum Jubiläum über das funktionsfähige Modell eines so genannten Kollergangs freuen, wie er früher zur Faseraufbereitung eingesetzt wurde.

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