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Die Vollgas-Frau - Ina Müller in Kempten

Konzert

Die Vollgas-Frau - Ina Müller in Kempten

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    Im weißen Bademantel – Udo Jürgens lässt grüßen – und barfuß stürmt Ina Müller nach über zwei Stunden zur Zugabe auf die Big-Box-Bühne. Steigt herab zum Bad in der Menge. Die Fans haben sich längst erhoben und Ina Müller klettert von Stuhl zu Stuhl. 'Ich hab lieber Orangenhaut, als gar kein Profil', singt sie und viele der 3000 Fans wiegen sich im Rhythmus. 'Ich möchte nie wieder 18 sein, so niedlich dumm und klein, so ’ne kichernde Backfischbraut, die dumm aus der Wäsche schaut.' Und nicht wenige ältere Frauen heben bei diesen Zeilen wie zur Zustimmung die Hände und singen mit.

    Nach zwei Stunden geht in der ausverkauften Big Box die Post ab. 30 Minuten lang gibt Ina Müller im Bademantel noch einmal alles, zeigt, dass sie auch mit 46 noch auf den Flügel ihres Pianisten Kai Fischer hüpfen kann. Eine Stunde vorher hatte sie in mörderisch-hochhackigen Riemchen-Schuhen noch die Hilfe des Tourtechnikers benötigt.

    Samba Pa Ti und Highway to Hell

    Der Titelsong ihres aktuellen Albums 'Das wär dein Lied gewesen' mutiert im Finale schlagartig zu 'Let me entertain you' von Robbie Williams. Gitarrist Hardy Kayser zupft 'Samba Pa Ti' und wenig später röhrt Ina Müller 'Highway to Hell'. Verrückt? Irgendwie schon. Aber so ist sie, die Ina Müller, aufgewachsen auf einem Bauernhof in Köhlen im Landkreis Cuxhaven.

    Auf vielen Hochzeiten tanzt die Wahl-Hamburgerin erfolgreich. Als Sängerin, Entertainerin und Fernsehmoderatorin. Und eine eigene kultige Late-Night-Show hat sie obendrein ('Inas Nacht' in der ARD).

    Wer fliegen will, darf nicht dran denken, was passiert, wenn es nach unten geht. Und Ina Müller fliegt, wenn sie singt. Die Frau hat keine Angst vorm freien Fall. Ihre Reibeisen-Stimme schraubt sich bisweilen in gefährliche Höhen. Doch es klappt. Immer Vollgas, immer intensiv, leidenschaftlich und gut drauf, auch das ist Ina Müller.

    Als Kabarettistin hatte sie vor vielen Jahren angefangen. In ihren oftmals überlangen Ansagen (oder auch im Dialog mit männlichen Fans) packt sie alte Talente aus. Das ist manchmal spaßig, aber auch zotig und grenzwertig. Wenn es um 'Nippel' geht beispielsweise, oder Bierbäuche und was sich Kleines darunter versteckt. Oder wenn sie Frauen und Kühe miteinander vergleicht. Ja, und dann zieht sie Grimassen, die auf zwei Großleinwände projiziert werden. Wenn sie ihre Backen hochzieht und die Augen rollt, erinnert sie – pardon! – an eine ganz andere weibliche Schnodderschnauze aus dem hohen Norden: die 2010 verstorbene Heidi Kabel.

    Das Älterwerden ist Ina Müllers großes Thema an diesem Abend. In 'Mit Mitte 20' schwärmt sie von knackigen Jungs, denn sie 'sind so schön anzuseh’n, wenn die duschen geh’n'. Und natürlich singt sie auch plattdeutsch. Ihre achtköpfige Band rockt und groovt. Die Gitarristen Hardy Kayser und Andreas Dopp haben ein paar schwindlig-druckvolle Soli auf Lager; die Sängerinnen Ulla Ihm und Sarah Jane McMinn leisten einen prima Job. Mittendrin: Ina Müller. Glücklich sieht sie am Ende aus, wie viele ihrer Fans.

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