Kaufbeuren/Ostallgäu (fro). - 'Vor allem im Allgäu taucht Dichlorbenzamid im Grundwasser auf', teilt das Bayerische Staatsministerium für Umwelt mit. Im Ostallgäu haben deshalb 21 Trinkwasserversorger eine Ausnahmegenehmigung für das Pflanzenschutzmittel erteilt bekommen. Es bestehe aber keine Gesundheitsgefährdung. 'Restbestände' könnten auch in Zukunft nicht ausgeschlossen werden, so Josef Kreuzer, Verbandsvorsitzender Zweckverband Gennach-Hühnerbach-Gruppe. In Kaufbeuren 'ist das Mittel noch nie da gewesen', erklärt Klaus Scheidl, Technischer Leiter Wasserwerk Kaufbeuren. Pflanzenschutzmittel mit dem Wirkstoff Dichlobenil dürfen seit März 2001 nicht mehr eingesetzt werden und sind seit August 2004 verboten. Das Mittel wurde in der Landwirtschaft zur Unkrautbekämpfung, aber auch von Hobbygärtnern, Obst- und Weinbauern eingesetzt. Als Hauptabbauprodukt entsteht Dichlorbenzamid, dass seit Mitte 2003 im Trinkwasser festgestellt wurde. Pro Liter sieht die Trinkwasserverordnung eine maximale Belastung von 0,1 Mikrogramm (0,1 mg/l) vor. Im Allgäu wurde das Mittel überproportional häufig nachgewiesen, so dass 21 Wasserversorger im Ostallgäu eine Ausnahmegenehmigung bis 3,0 mg/l bekamen. Eine Gesundheitsbelastung liege aber in keinem Fall vor, betont das Landratsamt Ostallgäu. Die erhöhte Belastung des Ostallgäuer Grundwassers führt das Landratsamt auf die vorherrschende Grünlandwirtschaft zurück. Außerdem weise Dichlorbenzamid eine 'relativ hohe Mobilität' auf. So könnten Regengüsse zu erheblichen Schwankungen bei den Messergebnissen führen. 'Die Ergebnisse hängen davon ab, ob und wie viel das Mittel verwendet wurde, wie groß das Schutzgebiet und wie die Bodenbeschaffenheit ist', erklärt Scheidl. Außerdem könnten auch Hausgärten als Verursacher in Frage kommen: 'Aber niemand weiß das genau', so Kreuzer.
Nur einmal überschritten Die Gennach-Hühnerbach-Gruppe, deren Versorgungsgebiet nordöstlich von Kaufbeuren liegt, hatte erst einmal den Grenzwert in der Marktgemeinde Kaltental überschritten. 'Wir messen regelmäßig und veröffentlichen die Ergebnisse vierteljährlich. Wir halten seitdem die Grenzwerte immer ein', erläutert Kreuzer. 'Noch nie festgestellt' wurde Dichlorbenzamid im Kaufbeurer Wasser. Auch nicht bei Ebenhofen, obwohl auch dort Landwirtschaft betrieben wird, so Scheidl. Von den 21 Ostallgäuer Wasserversorgern mit Ausnahmegenehmigung erreicht bei weitem keiner 3,0 mg/l. Aber immerhin 14 Wasserversorger haben im Januar 2005 mehr als 0,1 mg/l Dichlorbenzamid im Trinkwasser - darunter Blöcktach, Eggenthal, Irsee und die Wassergemeinschaft Holzstetten. Nicht nur Kreuzer rechnet damit, dass Dichlorbenzamid auch in Zukunft nachgewiesen wird. 'Eine Prognose der weiteren Entwicklung ist sehr schwierig. Wir werden die Werte jedoch im Zusammenarbeit mit den Wasserversorgern weiterhin im Auge behalten und auf Änderungen umgehend reagieren', erklärt Ralf Kinkel, Abteilungsleiter des Gesundheitsamtes im Landratsamt.