Kempten | sh | Die Uhlandstraße kommt nicht zur Ruhe: Mehr als eineinhalb Jahre nach Beginn der öffentlichen Auseinandersetzung zwischen den Mietern und dem Eigentümer der Sankt Manger Wohnblocks geht der Streit in eine neue Runde. Die lange geforderte Sanierung der maroden Häuser läuft zwar. Nun aber gibt es Ärger um die Verhältnisse auf der Baustelle: Mieter berichten von Verzögerungen, Sicherheitsmängeln und unsachgemäßem Umgang mit asbesthaltigen Balkonverkleidungen. Tatsächlich hatte das städtische Umweltamt die Arbeiten wegen der Asbestplatten vorübergehend gestoppt.
Der Eigentümer der 300 Wohnungen, das in der gesamten Bundesrepublik tätige Wohnungsunternehmen Deutsche Annington, räumt Probleme ein. Man liege nicht im Zeitplan, weil die beauftragte Firma eine fehlerhafte Wärmedämmung angebracht habe. Für den falschen Umgang mit asbesthaltigen Platten sei ein Arbeiter vor Ort verantwortlich - um die Entsorgung des gesundheitsschädlichen Materials habe man sich gekümmert.
Rückblick: Im Vorfeld des Projekts «Soziale Stadt» gehen die Bewohner der Uhlandstraße im Oktober 2006 erstmals mit ihren Sorgen an die Öffentlichkeit. Sie beklagen den schlechten Zustand der Häuser. Einige Monate später reagiert die Deutsche Annington: Für September 2007 werden Sanierungen angekündigt. Beginn der Arbeiten ist letztendlich im April 2008.
Von Anfang an, beklagen die Mieter, hätten es die Bautrupps mit der Sicherheit nicht genau genommen. «Beispielsweise wurden von den oberen Stockwerken die alten Fenster ohne jede Sicherung nach unten geworfen - und nur kurz vorher hatte da noch ein vierjähriges Mädchen gespielt», schimpft Marga Dörfler. Die streitbare Seniorin führt die Proteste der Bewohner an.
Auch seien Baustoffe nicht abgesichert worden - vom Werkzeug angefangen über Nägel, Glasscherben, und Metallteile bis hin zur asbest-haltigen Balkonverkleidung sei jeder nur denkbare Schutt einfach auf die Wiesen und Wege rund um die Häuser geworfen worden. Dazu kommt, dass die Arbeiten längst abgeschlossen sein sollten. «Seit vier Monaten leben wir nun mit Fenstern, die wir nicht öffnen dürfen», berichten Dörflers Mitstreiter Patricia Ennan und Anton Schorer.
Wegen der Sicherheitsmängel waren mehrfach Polizei und Stadt vor Ort gewesen und hatten die Arbeiten teilweise auch gestoppt.
Dass es Schwierigkeiten gab, will Katja Weisker, Sprecherin der Deutschen Annington, nicht verhehlen. Sie betont aber, dass das Wohnungsunternehmen eigens eine Fachfirma für die Demontage der Asbest-Platten beauftragt habe. Dass ein einzelner Arbeiter «ungefragt» die Platten abmontiert habe, bedaure man. Die fachgerechte Entsorgung habe man sofort angeordnet. Ab kommender Woche sollen auch die Arbeiten an den Fassaden fortgesetzt werden - mit einer ausgebesserten Wärmedämmung. Wann die Sanierung abgeschlossen wird, ist aber unklar.