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Die Tankstelle war sein größter Wunsch

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Die Tankstelle war sein größter Wunsch

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    Sonthofen (mic). Im Volksmund ist sie im Oberallgäu überall bekannt: die Brüchle-Kreuzung in Sonthofen. Den Namen hat sie von Max Brüchle. Gestern feierte der rüstige Senior seinen 100. Geburtstag. Sein Rezept für ein langes Leben: Viel arbeiten hält jung und geistig fit. Jeden Tag macht Max Brüchle heute noch seinen Rundgang über die Tankstelle an der Brüchle-Kreuzung und schaut nach dem Rechten. Die 100 Jahre sieht man ihm dabei längst nicht an. Die Tankstelle, die der Jubilar dort Mitte der 40er Jahre aufbaute, ist bis ins hohe Alter seine große Liebe geblieben. Ursprünglich stammt Max Brüchle aus Stuttgart. Dort wuchs er als jüngstes dreier Kinder auf, besuchte die Realschule und absolvierte eine Lehre als Mechaniker und Elektriker bei Mercedes in Sindelfingen. Im Anschluss ging er auf die höhere Maschinenbauschule in Esslingen und erhielt 1927 den Ingenieursabschluss. Die Arbeitssuche führte den 24-Jährigen nach München zu BMW. Ein Glücksfall, denn so lernte er auf der Kfz-Zulassungsstelle seine zukünftige Frau Paula kennen. Als zum Kriegsende 1945 BMW verlagert wurde, verschlug es Max Brüchle als Kontrollingenieur für die Allgäuer Werke nach Sonthofen. Das Allgäu lag ihm im Blut, denn seine Mutter stammte aus Kempten, der Vater aus Nesselwang. Als Fremder hatte ich es hier anfangs trotzdem nicht einfach, erinnert sich der Jubilar.

    Dennoch erwarb er 1000 Quadratmeter Grund an der heutigen Brüchle-Kreuzung und begann zu bauen. Stolz betrachtet der 100-Jährige ein Foto, das sein erstes Häuschen neben der damaligen Eisenbahnstrecke zeigt. Daneben ein Bild mit zwei Ölsäulen. Eine Tankstelle aufzubauen, war immer mein Wunsch gewesen, erzählt er. Ich musste eine Benzinfirma ausfindig machen, die beiden ersten Säulen waren noch ganz primitiv. Es folgte ein Tankhaus, zudem reparierte und verkaufte Max Brüchle zunächst Fahrräder und Motorräder. Im Laufe der Jahre expandierte er, statt Fahrrädern verkaufte er Autos. Als Anfang der 50er Jahre die Eisenbahnlinie verlegt und die Kreuzung gebaut wurde, hatte sich der Name Brüchle im Volksmund etabliert. Die Sonthofer sprachen bald von der Brüchle-Kreuzung. 1987 übergab Max Brüchle dem Schwiegersohn sein Geschäft. Freizeit hatte ich während der Sonthofer Jahre nicht viel, die Arbeit war für mich immer das Wichtigste, erinnert sich der 100-Jährige. Oft packte er jedoch in der Mittagspause und am Abend Ski oder Schwimmsachen und hielt sich durch Sport fit. Vor fünf Jahren starb Paula Brüchle. Seitdem lebt Max Brüchle allein in seiner Wohnung an seiner Kreuzung. Um sein Wohlergehen kümmern sich heute nicht nur die beiden Töchter, sondern auch vier Enkel und Enkelinnen und eine Urenkelin. Bei schönem Wetter sitzt der Jubilar am liebsten auf dem Balkon, jeden Tag liest er ausführlich Zeitung. Oft weiß er besser als wir, was in der Welt passiert, sagt die ältere Tochter Barbara schmunzelnd. Den 100. Geburtstag feierte Max Brüchle gestern im Familienkreis.

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