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Die Swing Legenden begeistern ihr Publikum in der Big Box

Konzert

Die Swing Legenden begeistern ihr Publikum in der Big Box

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    So enden mitunter (begeisternde) Konzerte, mit Applaus im Stehen. Doch wenn die 'Swing Legenden' alias Hugo Strasser, Max Greger und Paul Kuhn unterwegs sind, stehen die 'Standing Ovations' schon mal am Anfang. Als Strasser, der am Samstag 90 Jahre alt wurde, die Bühne der Big Box Allgäu in Kempten betritt, stimmt die SWR Big Band 'Happy Birthday' an, und die knapp über 1300 Besucher erheben sich von ihren Plätzen und applaudieren.

    Da steht er also, der Klarinettist und Bandleader, der ab 1955 den Deutschen das Tanzen beibrachte – und selber gar nicht tanzen kann (wie er immer wieder beteuert). Das Orchester Hugo Strasser war auf nationalen und internationalen Tanzturnieren vertreten. Und in den Tanzschulen der Republik wurden nach seinen Melodien Tanzschritte einstudiert. Dabei war Strasser nach dem Krieg mit Max Greger durch die amerikanischen Clubs seiner Heimatstadt München gezogen und hatte wild gejazzt: Bei Jam-Sessions stand er mit Jazz-Heroen wie Louis Armstrong, Count Basie oder Lionel Hampton auf der Bühne.

    Alter sieht und hört man kaum

    Immer noch spielt Strasser ergreifend Klarinette. In 'Danny Boy' beispielsweise. Da ist er wieder, dieser herrlich einschmeichelnde, weiche und stets leicht vibrierende Klarinetten-Ton. Federleicht-hüpfend kommen Swing-Evergreens wie 'Bei mir bist du schön' oder 'Honeysuckle Rose' daher. Bestechend auch das Duett mit Max Greger in 'Amazing Grace'. Ja, man sieht und hört ihm sein Alter kaum an.

    'Klarinetten-Hugo', wie er von Fans und Kollegen liebevoll genannt wird, ist ein Gentleman der alten Schule. Elegant, smart. So bedankt er sich nach der Pause bei einer Besucherin für einen 'wundervollen Blumenstrauß'.

    Oder er lobt die famos aufspielende 17-köpfige 'SWR Big Band': 'Jeder Einzelne ein Solist', sagt er. Recht hat er. Einer davon ist ein Allgäuer: Ernst Hutter. Der Posaunist und Chef der Egerländer Musikanten ist in Neuravensburg bei Wangen zu Hause und glänzt wie etwa seine Kollegen Marc Godfroid (Posaune), Felice Civitareale (Trompete), Andreas Maile (Tenorsaxofon) mit Soloauftritten.

    Wenn Legenden angekündigt werden, ist Vorsicht geboten, denn manchmal entpuppen sie sich als müde und blasse Kopien ihrer selbst. Anders die 'Swing Legenden'. Klar, die Auf- und Abtritte gehen langsamer als früher vonstatten, das Atmen fällt schwerer. Doch die Drei haben noch Spaß, und der springt auch über. Ein Glenn-Miller-Medley sorgt für donnernden Applaus.

    'Für mich gibt’s eh nur zwei Müller – Glenn Müller und Gerd Müller', witzelt Greger. Später in Ray Conniffs 'B.R. Boogie' bläst er wie angekündigt eine 'heiße Kanne' und lässt den Saxofon-Gassenhauer 'Tequila' aufleben.

    Ergreifend die Auftritte von Paul Kuhn, der seinem Vorbild Frank Sinatra huldigt und in Duke Ellingtons 'It don’t mean a thing' scattet, dass man den Ohren nicht traut. Was für eine lässig-schnoddrige Stimme! Genial Kuhns Klavier-Interpretation von 'Ol’ Man River' aus dem 'Show Boat'-Musical. Dafür gibt es Bravo-Rufe.

    Am Schluss stehen alle drei Legenden auf der Bühne, geben ein Tänzchen, verabschieden sich. Natürlich stehen die Besucher wieder – die meisten sind wohl über 60. Pianist Klaus Wagenleiter spielt das Brahms-Wiegenlied 'Guten Abend, gute Nacht', viele Fans singen. Ein Abschied für immer? Wer weiß

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