Von Jana Schindler |Kempten"Wir haben euch was zu sagen Wir zeichnen euch das Leben, und zwar in allen Farben." So direkt angesprochen ließ der erste Rap-Song im vollen Kemptener Stadttheater zur Premiere des Jugendtanzprojekts Unzensiert niemanden kalt und zog wohl jeden sofort in seinen Bann. Und es war nicht wenig, was die 53 Jugendlichen auf unter hinter der Bühne zu sagen hatten: Unterschätzt uns nicht, wir können etwas, und wir sind vor allem nicht so uninteressiert, kommerziell und oberflächlich, wie ihr vielleicht alle denkt.
Die zweite der 17 Szenen mit dem Titel "Bitte nicht stören" ging dann unter die Haut. Hinter einer trans-parenten Wand sind neun Kammern über- und nebeneinander aufgebaut. Sie erlauben den Blick in ein Wohnhaus ohne Außenwände und damit in die Zimmer der Jugendlichen. Es ist ein bedrückender Blick in Gefängniszellen, denn es geht um Einsamkeit. Einsam mit dem Telefon, mit der Kloschüssel, mit dem Liebesbrief, mit Fernseher oder Computer, mit Drogen oder mit dem Boxsack. Jeder bleibt allein. Nacheinander geht das Licht in diesen Zellen an und wieder aus. Das ist ein Bild, das von diesem Abend bleiben wird.
Jede Geste, jede Bewegung sitzt
Doch nicht nur von den Schattenseiten des Lebens erzählen die 24 Tänzer. In "Liebe" und "Power", "Glaub an dich!" und "Clique" wird tänzerisch und gesanglich an die Stärke der Gemeinschaft appelliert. Immer geht es in dem Projekt, das die Tanzpädagogen Daniela Stricker und Richard Klug in Kooperation mit der städtischen Initiative "Zukunft bringts" auf die Beine gestellt haben, um das Ausloten von individueller Abgrenzung und Gruppenerfahrung. In einem Jahr Arbeit haben sie mit Kemptner Jugendlichen ein einzigartiges Hip-Hop-Musical auf die Bühne gebracht, das die Sprache der Jugendlichen spricht.
Im Zusammenspiel von Musikarrangements und eigens komponierten Songs, Tanz, Videokunst und verschiedenen Theatermitteln ist eine sehr dichte, spannende, berührende und künstlerisch beachtenswerte Performance entstanden, bei der jede Kopfbewegung und jede Geste saß. Tänzerisch waren die 18 Mädchen und leider nur sechs Jungs, ob beim Hip-Hop, Break- oder Jazzdance extrem gut abgestimmt und so synchron, wie es manch Profitanztheater vermissen lässt. Die leiseren Töne und schwereren Themen wie Tod, Verzweiflung, Krankheit, Selbstmord, Angst sind für Erwachsene schon schwer auszuhalten und für das zum Teil sehr junge und deshalb vielleicht auch etwas unruhige Publikum eine echte Herausforderung gewesen. Denn es werden schließlich sehr persönliche intime Geschichten erzählt.

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Schon am Anfang tritt jeder Tänzer, jede Tänzerin auf einem Video aus der eigenen Haustür heraus und am Ende stellen sich alle mit ihrem Namen vor. Das schafft Nähe. Und das ist gut so. Danke, dass ihr uns Zuschauern eure Geschichten anvertraut habt.
Weitere Aufführungen am 8. und 10. Oktober je 20 Uhr. Karten bei unserer Zeitung sowie unter der Telefonnummer 0831/206-430.