Kaufbeuren/Ostallgäu | Von Markus Bär: Die Schülerzahlen steigen und steigen

16. Dezember 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung
mathias wild

Pädagogik - Berufliche Oberschule Kaufbeuren muss schon wieder Erweiterungsbedarf anmelden - Alternative zum Gymnasium

Wenn es um ihre Schule geht, haben Maximilian Hönicke (20) aus Biessenhofen und Benjamin Kadula (23) aus Rieden eigentlich nur Positives zu vermelden: "Die Berufliche Oberschule hier in Kaufbeuren hat einen guten Ruf. Sie ist sehr groß und kann dadurch mit einem großen Fächerangebot aufwarten", so Hönicke. Er war früher auf der Realschule und möchte demnächst nach dem Fachabitur Kommunikationswissenschaften studieren. Gereizt hat den Vorsitzenden der SMV (Schülermitverantwortung) auch der Praxisbezug. In der elften Klasse sind ausgedehnte Praktika Pflicht.

Benjamin Kadula, ebenfalls Vorsitzender der SMV, besucht nach der Mittleren Reife und einer kaufmännischen Ausbildung ebenfalls die Einrichtung im Kaufbeurer Süden und möchte später Sportmanagement in Erding studieren. Beide Schüler sind beispielhaft für eine Entwicklung, die sich bayernweit abzeichnet: Rund 43 Prozent aller Hochschulzugangsberechtigten kommen im Freistaat heute von einer Beruflichen Oberschule - und diese macht damit dem Gymnasium kräftig Konkurrenz. In den vergangenen 20 Jahren hat sich die Zahl der Schüler an Beruflichen Oberschulen mehr als verdoppelt.

Auch die Kaufbeurer Einrichtung platzt deshalb (ständig) aus allen Nähten. Immer wieder musste erweitert werden: 1993/1994 um drei Räume, 2004/2005 um vier Klassenräume im Pavillonbereich, 2008/2009 erneut um vier Klassenräume. Dabei sind schon mehrere Klassen an die Berufsschule an den Standort Adolph-Kolping-Straße ausgelagert, die bald wohl nicht mehr zur Verfügung stehen. "Für das nächste Schuljahr erwarten wir, dass die Schülerzahlen um 100 ansteigen werden", so Schulleiter Georg Renner. Deshalb hat er der Stadt ein Gesamtkonzept vorgelegt, das eine weitere Erweiterung der Einrichtung vorsieht - und zwar um neun Klassenräume.

Oberbürgermeister Stefan Bosse (CSU) hatte jedoch jüngst immer wieder betont, dass der Kommune wegen der düsteren Finanzsituation am Kaufbeurer Klinikum das Geld knapp wird. "Darum wird es wohl nur scheibchenweise eine Erweiterung geben", meint Bernd Kerber, stellvertretender Schulleiter. Erweiterungsfläche wäre übrigens in unmittelbarer Nähe vorhanden: Das Areal der Flussmeisterei direkt neben der Schule liegt inzwischen brach.

"Wir wollen weiterhin der zentrale Standort für eine Berufliche Oberschule im Raum Kaufbeuren/Ostallgäu bleiben", betont Renner weiter. Eine große Schule könne mehr Fächervielfalt bieten. Zum anderen brauchen viele Schüler, welche die Berufliche Oberschule besuchen wollen, für den Übergang spezielle Förderungen, um sich an das Niveau anzupassen.

"Dafür benötigt man Personal", so der Schulleiter. Das könne eine große Schule besser leisten.

Insofern sei eine Berufliche Oberschule für Buchloe, wie vergangene Woche im Germaringer Gemeinderat diskutiert (wir berichteten), zumindest aus seiner - rein fachlichen - Sicht nicht zu begrüßen. Die Germaringer hatten beschlossen, eine Resolution für ein Gymnasium in Buchloe nicht zu unterzeichnen. Statt dessen wünschen sie für die Gennachstadt eine Berufliche Oberschule.