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Die Schönste ­ und doch gemieden

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Die Schönste ­ und doch gemieden

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    Warum die Burghalde bei manchen Veranstaltern nicht mehr die erste Geige spielt Kempten (be). Veranstalter schwärmen von ihrer 'romantischen Einbettung', halten sie für die 'schönste Freilichtbühne', die sie kennen ­ und lassen sie in letzter Zeit doch links liegen: Die 'Burghalde'. Zu groß sei das Risiko, wenn bei schlechtem Wetter die Besucher ausbleiben, zu hoch seien die Kosten, zu schwierig die Zufahrtswege, zu wenig komfortabel sei der Service. Hat die Burghalde als Veranstaltungsort ausgedient? Läuft Altusried Kempten den Rang ab?

    Nein, einen Vergleich mit Altusried wollen Veranstalter nicht ziehen. Könne man auch nicht, heißt es beispielsweise aus der Agentur Rösch und dem Veranstaltungsbüro Friedberg. Die eine, die Freilichtbühne Altusried, mit rund 2500 Plätzen, biete mehr Raum und Service für Großveranstaltungen wie 'Evita' oder 'Nabucco'. Die andere, Kempten, mit 1420 Sitz- und 156 Stehplätzen, habe die passende Atmosphäre für Aufführungen wie Musikkabarett, Theater, Kino, für Künstler eben wie Haindling, Astor, Biermösl Blos\'n.

    Unterschiedliche Angebote eben, die auch ein ganz verschiedenes Publikum anlocken sollen: Jugend-Musikkultur eher auf der Burghalde, klassische Musicals und Operetten mehr in Altusried. Dennoch gibt es Anlass, über die Zukunft der Burghalde nachzudenken. Zwar ist die Zahl der Veranstaltungen (24 in diesem Jahr) keineswegs gesunken (23 im letzten Jahr), doch mit den 'Paldauern' war heuer nur ein Konzert auf der Burgruine.

    Vom Künstler abhängig

    Keine einzige Veranstaltung beispielsweise hat Michael Rösch (sonst mit Angeboten wie 'JBO', 'Die kleine Tierschau' oder Giora Feidman vertreten) heuer auf Kemptens Burgruine durchgeführt.

    Keinen Termin ließ sich auch Roland Halbauer vom Konzertbüro Friedberg (mit 'Evita', 'Nabucco' und den 'Kastlruther Spatzn' in Altusried dabei) heuer auf der Burghalde freihalten. Was sind die Gründe? Warum geht ein Michael Rösch mit seinen Konzerten nach Obergünzburg?

    Weil dort nicht nur der nette Innenhof und die Bühne reize, sondern vor allem die Überdachung. Hauptsächlich aber ­ und das meinen beide Konzertveranstalter ­ sei der Aufführungsort vom Künstler abhängig. Danach ließen sich die Eintrittspreise kalkulieren, danach rechnen sich die Kosten. 60 bis 80 Mark für eine Eintrittskarte ­ das zahle niemand für einen Kabarettabend in Altusried. Doch in dieser Kategorie müsse in der Oberallgäuer Gemeinde gerechnet werden, sollen sich Produktionskosten bis zu 25 000 Mark rentieren. Die Burghalde liege mit rund 9000 Mark zwar deutlich darunter, dennoch gibt es offenbar Gründe, die Burgruine zu meiden.

    Für Roland Halbauer beispielsweise kommt sie bei Aufführungen wie 'Evita' oder 'My fair Lady' auch bei intensivstem Überlegen nicht in Frage. Einfach deshalb, weil es bei schlechtem Wetter kaum Ausweichmöglichkeiten gebe. Eine Überdachung und Schalensitze, so Halbauer, und 'dann bin ich dabei'.

    Noch dabei und dabeibleiben wird auf jeden Fall Lothar Dietel mit dem 'Open-Air-Kino'. 19 Vorführungen fanden heuer statt, rund 12 500 Besucher kamen (1999: 14 000). Doch auch Kemptens Filmtheater-Besitzer spricht von einem 'sehr großen Risiko', wenn bei 19 Vorführungen im Freien eben elf Regentage dabei sind. Dennoch will Dietel an der Einrichtung 'Open-Air-Kino' nicht rütteln, wenn auch eine Überdachung freilich schön wäre. Ein Thema, das offiziell in den zuständigen Gremien von Stadt und Verwaltung noch nicht behandelt wurde.

    Denn finanzielle Priorität, so Bürgermeister Dieter Zacherle, habe die Sanierung Stadttheater. Dennoch sei man bestrebt, 'die Burghalde mit Leben zu erfüllen'. Sie hat (fast) alles, was zu einer Freilichtaufführung nötig ist: eine romantische Umgebung, eine tolle Lage hoch über Kempten ­ und wird dennoch immer mehr gemieden: Die Burghalde. Denn ihr größter Feind ist das Wetter ­ und so bleiben bei Regen die Ränge oft leer. Foto: Erika Bachmann

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