Jubiläumskonzert Der Kemptener Kammerchor erweist sich im Archäologischen Park als gut geschultes Ensemble, das viel Applaus erhält">

Artikel: Die Sänger reagieren auf jeden Fingerzeig des Dirigenten

18. Juli 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung

Jubiläumskonzert Der Kemptener Kammerchor erweist sich im Archäologischen Park als gut geschultes Ensemble, das viel Applaus erhält

Von Klaus E. Wittmann |KemptenDer Wettergott meinte es gut mit dem Jubiläumskonzert des Kemptener Kammerchores in den kleinen Thermen anlässlich seines 30-jährigen Bestehens. Für seine musikalische Reise durch alle Musikepochen präsentierte sich der Chor unter der Leitung von Walter Dolak in Bestform.

Gerade im ersten Teil zogen die Sängerinnen und Sänger alle Register ihres chorischen Könnens. Jeden einzelnen Liedvortrag gestalteten sie trotz der gelegentlichen Widrigkeiten eines Freiluftkonzertes mit Bravour. Ob sie Lieder von Johannes Brahms innig verhalten vortrugen und dabei wie in allen übrigen Chorsätzen die enge Verbundenheit zwischen Liedtext und Melodie herausstellten oder jede darin auftretende Stimmung zu jedem Zeitpunkt unverkennbar wiedergaben, war einfach faszinierend.

Stets stimmte die Intonation.

Gerade, wenn es notwendig war, die sarkastischen Texte von Eugen Roth und Joachim Ringelnatz mit den Melodien von Ludwig Hahn mit dem nötigen Humor vorzutragen, spürte man sofort die intensive Schulung der beiden bisherigen Chorleiter Ernst Bestfleisch und Walter Dolak, die dabei nichts dem Zufall überließen.

Der Chor reagierte auf jeden noch so kleinen Fingerzeig ihres Dirigenten.

Innig und temperamentvoll

Und so wurden etwa die Lieder "La Montanara" und "Signore delle cime" innig fühlend und ebenso temperamentvoll gesungen. Jedes Wort war deutlich zu verstehen.

Die Zuhörer erlebten ergriffen, wie gepflegt ein solch gut geschulter und hoch motivierter Chor diese fast schon alltäglichen Lieder zum Bestengeben und damit besondere Höhepunkte in einem Festkonzert setzen kann.

Humorvolle Textbeiträge

Eine Bereicherung des Abends waren die humorvollen und aufschlussreichen Textbeiträge von Martin Huss. Dass Walter Dolak nicht nur ein exzellenter Chorleiter, sondern auch ein tiefsinniger Kabarettist ist, bewies er mit seinen köstlichen Parodien auf Marcel Reich-Ranicki und Loriot - auch wenn seine "Chorprobe" ein wenig zu lang ausfiel.

Leider hatte der Chor nach der etwas langen Pause Anlaufschwierigkeiten mit den ungarischen Volksliedern von Zoltan Kodaly. Einsatzfreudig überwand er sie schnell.

Dass der Chor erst wieder am Schluss mit den Musical-Ausschnitten aus My Fair Lady zu hören war, war schade. Aber er hatte sich mit den Tänzerinnen der Ballettschule Pfannenstein-Kustermann und dem Quartetto Latino Gäste zu seinem Jubiläumskonzert eingeladen, die für eine hübsche Abwechslung sorgten.

Der Kemptener Kammerchor hat mit diesem eindrucksvollen Chorabend nicht nur den zahlreich erschienenen Zuhörern sondern auch sich selbst ein besonderes Geburtstagsgeschenk bereitet. Der langanhaltende Beifall war der beste Lohn dafür.