Noch heute streiten sich Historiker darüber, wie und warum genau das Römische Reich zerfällt. Umso schwerer ist es nachzuvollziehen, wie der Machtwechsel im Allgäu vonstattengeht.
Doch deuten die Zeichen gerade in Kempten darauf hin, dass die Römer die Region geordnet verlassen. Sie hinterlassen die Stadt Cambodunum besenrein, es ist keine überstürzte Flucht, sagt der Kemptener Grabungstechniker Ernst Sontheim.
Für den Niedergang Roms gibt es nicht den einen bestimmten Grund. Eine Mischung aus Chaos im Inneren bis hin zu Bürgerkriegen und Druck von Franken, Goten, Alemannen und Hunnen von Außen führt zum langsamen Niedergang. Im Jahr 395 teilen Arcadius und Honorius das Reich in eine Ost- und eine Westhälfte. Keine hundert Jahre später (476) wird mit Romulus Augustulus der letzte römische Kaiser im Westen abgesetzt. Westrom ist damit Geschichte. Das Reich im Osten besteht noch bis 1453 als Byzantinisches Reich weiter. Die Osmanen versetzen ihm den Todesstoß, als sie Konstantinopel erobern, das heutige Istanbul.
In Cambodunum wird die Lage bereits im späten zweiten Jahrhundert heikler. Immer mehr Alemannen stürmen über die Grenzbefestigung Limes. Die Zeit der Völkerwanderung beginnt. Die Römer geben ihre Stadt nach und nach auf und ziehen sich in das besser zu verteidigende Cambidanum zurück, die heutige Burghalde in Kempten. Dort ist das Leben der Spätantike sicher von Furcht und Angst geprägt, sagt Sontheim.