Diese Begrüßung gibt es nicht alle Tage. 'Hier Tonne eins', meldet sich eine Frauenstimme am Telefon zum Interview mit der Allgäuer Zeitung Zeitung. Natürlich hat Tonne eins auch einen Namen, und was für einen: Johanna Wolff von Schutter.
Eine gebürtige Münchnerin, studierte Sängerin, einst engagiert am Münchner Volkstheater und an der Münchner Opernbühne. Eine Künstlerin im ernsten Fach.
Den Beruf der Künstlerin hat Johanna Wolff von Schutter noch immer. Aber sie hat die Seiten gewechselt. Zusammen mit Bettina von Haken (Schauspielerin) und Edeltraud Rey (Liedermacherin) bildet sie das Kabarett-Trio 'Die Prima Tonnen'. Zu sehen ist es in Sonthofen, Lindau und Irsee.
'Die Prima Tonnen': Gewagter Name, geht es einem zunächst durch den Kopf, denn die drei Frauen dürften einiges an Kilogramm auf die Waage bringen. Sie treiben dieses Spiel der Selbstironie auch beim aktuellen Programm weiter.
'TonnenWei(s)e Weihnacht' heißt es, und sicherlich, klar doch, sagt Johanna Wolff von Schutter, der Titel sei bewusst doppeldeutig formuliert. 'Aber mit unserem Gewicht und unseren Figuren haben wir kein Problem', stellt sie klar. Im Gegenteil. Es gebe so viele magersüchtige junge Frauen, mahnt sie. Denen wolle man zeigen – und zwar öffentlich – dass man auch gut aussehen könne, wenn man füllig ist. 'Und dass man auch erotisch sein kann.'
Andererseits wollen die 'Prima Tonnen' auf der Bühne nicht ständig auf ihrem Übergewicht herumreiten. Behauptet zumindest Tonne eins.
Im aktuellen Programm bekommen eher jene Leute ihr Fett weg, die rund um das Weihnachtsfest nur auf den Kommerz schielen, das Rad überdrehen und die Grenze des guten Geschmacks überschreiten.
'Die Bühne wird von uns grauenvoll geschmückt'
Schon dreieinhalb Stunden, bevor es losgeht mit der 'TonnenWei(s)sen Weihnacht', stehen Johanna von Schutter, Bettina von Haken und Edeltraud Rey auf der Bühne des jeweiligen Auftrittsorts und dekorieren ihren Arbeitsplatz. 'Wir hängen alles voll', sagt von Schutter und muss schmunzeln, 'die Bühne wird von uns grauenvoll geschmückt.' Hier ein paar Kerzen, dort ein Engel; hier Lametta, dort ein Herzchen; hier eine Weihnachtskugel, dort ein paar Sterne.
Die 'Prima Tonnen', eine bayerische Erfolgsgeschichte: Es ist noch nicht so lange her, da mussten die drei Frauen, wie es Johanna Wolff von Schutter ausdrückt, 'in jeder kleinen Klitsche auftreten.' Inzwischen hat sich ihr Programm herumgesprochen, und ein Blick auf den Tourplan in den nächsten Monaten beweist, dass die Kabarett-Truppe bei den Veranstaltern begehrt und in der Adventszeit beinahe täglich unterwegs ist.
'Gar nicht unanstrengend', gesteht Johanna Wolff von Schutter. Oft verbringt das Trio über zehn Stunden im Auto und kämpft sich in diesen Tagen durch Schnee, Eis und Matsch. Früher hat Tonne eins die Zeit vor Heilig Abend ein wenig anders gestaltet. Stollen backen, die Wohnung weihnachtlich dekorieren (nicht so wie auf der Bühne!), Musik hören und selbst machen.
'Heute sind wir auf Tour, um Geld zu verdienen', sagt sie und betont: 'Auch gut so.' Die Musik spielt seit jeher eine große Rolle in ihrem Leben. Der Vater beherrschte das Instrument Cello, die Mutter setzte sich regelmäßig ans Klavier. Beide bestritten ihren Unterhalt mit einem Schallplatten-Laden. Tochter Johanna wurde als Zweieinhalbjährige erstmals in die Oper mitgenommen, später durfte sie zum Gesangsunterricht.
Klar, dass sie dieses Talent auch in die Kabarett-Programme mit einbaut. Und so intoniert sie bei 'TonnenWei(s)se Weihnacht' irgendwann den Hit 'Jingle Bells' – und zwar so, wie er vor rund 150 Jahren geklungen haben könnte.
'Romantisch und schnulzig', verrät sie, 'gar fürchterlich.' Dann, in der zweiten Hälfte des Liedes, wird daraus ein Rossini. Von Schutter: 'Wie man ihn eben ab und zu im Christstollen findet.' Witzig, bayerisch, derb, klamaukig: So wird der Auftritt der 'Prima Tonnen' oft charakterisiert. Ob das kompatibel sei mit ihrer musikalischen Herkunft, aus dem ernsten Fach?
'Ja klar', sagt Johanna Wolff von Schutter, 'je dramatischer etwas ist, desto witziger kann es auch sein.' Und mit Humor lasse sich dem Publikum eine ganze Menge an Botschaften vermitteln. Glaubt zumindest Tonne eins.
Die Prima Tonnen sind in unserer Region zu sehen: am 19. Dezember (20 Uhr) in der Kulturwerkstatt Sonthofen (Karten: 08321/2492), am 20. Dezember (20 Uhr) im Zeughaus Lindau (Karten: 08382/275073) sowie Anfang nächsten Jahres am 25. Januar im Altbau in Irsee (Karten: 08341/ 15463).