Tanktourismus hilft Tankstellen in Vorarlberg und führt zu Steuerausfällen in Deutschland Hörbranz/Lindau (do). Lange Autoschlangen stehen an den Tankstellen in Hörbranz - wenige Meter nach der Grenze zu Österreich. Kein Wunder: Die Preise für Benzin und Super sind im Ländle derzeit um bis zu 16 Cent niedriger, bei Diesel beträgt der Unterschied drei Cent. Der Tanktourismus lässt bei grenznahen Tankstellen in Vorarlberg die Einnahmen sprudeln, während dem deutschen Fiskus erhebliche Einnahmen verloren gehen.
An den Zapfsäulen herrscht reger Verkehr. In vier Reihen stehen die Autofahrer an. Vor allem an Wochenenden nehmen sie auch lange Wartezeiten in Kauf. Warum? 'Eigentlich erübrigt sich diese Frage', meint Ralph Schneider aus Lindau. 'Ich sehe es ganz einfach nicht ein, den hohen deutschen Preis zu zahlen, wenn ich nur ein paar Kilometer weiter das gleiche Produkt in gleicher Qualität viel günstiger bekommen kann.' Manchmal sei weniger mehr, sagt Schneider und spielt auf die Folgen der hohen Mineralölsteuer an. Der Fiskus solle sich darüber Gedanken machen, wie viel Geld dem Staat durch die hohen Steuern entgehe. Immerhin sei Deutschland umringt von Ländern, in denen vor allem durch steuerlich bedingte Preisunterschiede vieles billiger sei. 'Da ist es nicht verwunderlich, dass tagtäglich viele Preisflüchtlinge über die Grenze zum Tanken fahren', sagt Schneider. Er selbst tankt ausschließlich in Hörbranz. Nur wenn es mal eng wird, kauft er seinen Sprit in Deutschland. Aber allenfalls für zehn Euro. 'Gerade so viel, dass ich noch heim komme' (Schneider). Auch Manuela Hertrampf aus Lindau tankt regelmäßig wenige Meter über der Grenze. 'Wenn ich schon so grenznah wohne, wäre ich ja blöd, wenn ich fürs Tanken mehr ausgeben würde. Autofahrer werden in Deutschland eh geschröpft. Wenn ich in Österreich tanke, habe ich wenigstens das Gefühl, ein bisschen besser wegzukommen.' Ein junger Opel-Corsa-Fahrer aus Friedrichshafen steht ebenfalls in Hörbranz an der Tankstelle. 'Ich tanke nur noch in Österreich', bekennt er freimütig. Seine Nachbarn daheim machen es ebenso. Ein Camper-Fahrer aus der Nähe von Frankfurt lässt den Sprit in rauen Mengen in sein Fahrzeug fließen und schimpft dabei über Regierung und Mineralölkonzerne. Nach Hause komme er mit der vergleichsweise billigen Füllung allemal. Aber: 'Daheim kann ich mir das Autofahren bald nicht mehr leisten. Da haben es die Grenzlandbewohner schon besser', meint er ein wenig neidisch. Jasmin Schindele, Tochter des Tankstellenbesitzers erzählt, dass vor allem Ravensburger, Friedrichshafener, Wangener und Autofahrer aus dem Allgäu von Lindenberg bis Kempten zum Tanken kommen. Am Wochenende sei es extrem. Vom frühen Morgen bis in den späten Abend sind die Zapfsäulen dann ununterbrochen in Betrieb. 'Viele verbinden das Tanken mit einem Ausflug, den sie dann eben an den Bodensee machen und fahren schon mal bis aus Biberach oder Kaufbeuren und Memmingen her, um wenigstens ab und zu billiger zu tanken', sagt Jasmin Schindele. Oguz Bagci, der die Autofahrer einweist, beim Tanken hilft und auf Wunsch kleine Serviceleistungen erbringt, erzählt: 'Die Leute sagen, sie würden lieber zu Hause tanken, aber dort sei es einfach zu teuer.' Das verleitet den einen oder anderen Autofahrer zu regelrechten Hamsterkäufen. Die sind nicht immer legal und nicht immer ungefährlich. '20 Liter in einem dafür vorgesehenen Behälter darf man zusätzlich mitnehmen. Mehr ist nicht nur extrem gefährlich, sondern auch strafbar', sagt er. Immer wieder komme es aber vor, dass vor allem junge Leute Benzin in eineinhalb-Liter-Plastikflaschen füllen und im Auto am Boden transportieren wollen. 'Bei so viel Dummheit muss ich dann eingreifen.'