Kempten | vhi | "Bildschirmmedien machen dick, dumm und gewalttätig." Dieser These des Ulmer Hirnforschers Manfred Spitzer ging der Medien- und Sozialpädagoge Alexander Buck im Haus International nach. Auf Einladung der VHS referierte er über "Machen Medien dumm? - Chancen und Gefahren für Kinder und Jugendliche".
Spitzers Theorie, die davon ausgeht, dass bei Jugendlichen auf einen durch Medien verursachten Reiz im Gehirn eine bestimmte Reaktion des Nutzers erfolgt, lehnt Buck ab: "Wer Computerspiele spielt, wird nicht automatisch zum Amokläufer. Medien sind zwar nicht wirkungslos, aber sie verursachen keine Gewalttaten."
Leider würden Medien oft als Sündenbock verwendet, um Gewalttaten zu entschuldigen. "Dabei wird dem Menschen unterstellt, er habe keinen Einfluss auf seine Reaktionen und keinen freien Willen", kritisiert der Wahlmünchner. Neuere medienpädagogische Untersuchungen zeigten zudem, dass eine Unterscheidung getroffen werden müsse zwischen medialer und realer Gewalt.
Buck: "Wer in seinem sozialen Umfeld schon von Kind auf Gewalt als wirksames Mittel zur Durchsetzung und Konfliktlösung erfährt, läuft Gefahr, diese Verhaltensformen zu übernehmen." Demnach habe soziale Gewalt einen wesentlich höheren Einfluss auf Kinder und Jugendliche als Gewalt in Internet und Fernsehen.
Eine Möglichkeit, Medien auf eine sinnvolle Art einzusetzen, sei laut Buck deren "aktive Nutzung". Streetworkerin Barbara Schürmann zeigte dies anhand ausgewählter Beispiele ihrer medienpädagogischen Arbeit. Zwölf Kurzfilmprojekte hat die Sozialpädagogin seit 1999 mit Jugendlichen durchgeführt. "Die Angebote bieten den Jugendlichen die Chance, sich selbst auszudrücken", so Schürmann.