Von Tine Steinhauser|HeimenkirchWer braucht schon Robert Redford? Silvia Ochsenreiter aus Mothen (Gemeinde Heimenkirch) ist selbst so etwas wie eine 'Pferdeflüsterin'. Die 30-Jährige betreibt einen Reiterhof mit Islandpferden und ist deutsche Meisterin in der Gangart Tölt.
Wolkenpferde nennt man die kleinen, robusten Islandpferde auch, weil sie in ihrer kühlen Heimat oft unerwartet aus dem Nebel auftauchen. Wer einmal ein Islandpferd geritten hat, der bleibt dabei. So auch Silvia Ochsenreiter.
Die Geschichten des Reiterhofes Immenhof von Autorin Ursula Bruns waren seinerzeit sehr populär. Bruns war auch diejenige, die in den 50er Jahren die ersten Islandpferde auf das europäische Festland gebracht hat. Seitdem hat sich ihre Zahl in Deutschland auf mehr als 50 000 erhöht. Etwa 50 dieser liebenswerten Robustpferde leben auf dem Hof Hafnersholt.
Wenn der fuchsfarbene Blivar sich gerade gewälzt hat und mit Schlamm 'paniert' neugierig über den Weidezaun schaut, sieht man ihm die Meistertitel und Erfolge, die er mit Silvia Ochsenreiter erzielt hat, nicht an. 'Ich wollte schon als Kind reiten', erzählt die 30-Jährige. Und sie hatte das Glück, auch ihren Vater Rolf Ochsenreiter für das Hobby begeistern zu können.
Vor 23 Jahren kamen die ersten Islandstuten Mona und Katla auf den Hof der Ochsenreiters. Die Wahl fiel auf die Rasse, weil die Tiere ausschließlich draußen gehalten werden können, widerstandsfähig und anspruchslos sind. Und sie haben besonderes Talent: sie laufen fünf Gangarten. Neben dem Schritt, Trab und Galopp gehen sie Pass und Tölt. Der Tölt ist ein dem Schritt ähnlicher Viertaktgang, bei dem der Pferderücken wenig schwingt und so den Reiter in allen Tempovarianten ruhig und bequem sitzen lässt.
Mit dem Turniersport hatte Silvia Ochsenreiter zunächst wenig im Sinn. Doch die Familie war den Isländern verfallen, und durch Eigenzucht und Zukäufe wuchs die heimische Herde schnell an. Als Ochsenreiter sich 1992 erstmals beim Turnier erprobte, wurde sie auf Anhieb deutsche Jugendmeisterin.
Mit dem Erfolg kam auch der Spaß an der Sache. Mit Hengst Blivar (isländisch: Blitz), der schon als Fohlen auf den Hof kam, ging sie seit 1998 auf Erfolgskurs. Vorläufiger Höhepunkt der Karriere des eingespielten Teams war der deutsche Meistertitel in der Fünfgangkombination im vergangenen Jahr.
Für Ochsenreiter steht nach wie vor der tägliche Umgang mit Pferden und Menschen, die reiten, im Mittelpunkt. Neben dem Beritt von Jungpferden und der Zucht gehört dazu der Reitunterricht. Jeden Tag kommen Kinder und Erwachsene auf den Hof, um reiten zu lernen. Ochsenreiter: 'Die Pferde sind klein und gutmütig. Wenn die Kinder den Tölt kennen lernen, dann wollen sie nichts anderes mehr.'