Nein, ein Zwang soll die Fusion der katholischen Pfarreien St. Hedwig und St. Michael nicht sein. Es werde auch keine Kirche abgerissen und ansonsten sollen die Pfarreien selbst entscheiden, ob sie zusammengehen. Pfarrer Rupert Ebbers, Leiter der Pfarreiengemeinschaft Kempten-West, ging bei der Pfarrversammlung zur geplanten Fusion in die Offensive. Denn die Fehler, die bei Christi Himmelfahrt auf beiden Seiten gemacht wurden, sollen sich nicht wiederholen. Jetzt gehe man einen neuen Weg: 'Nicht der Pfarrer, nicht die Diözese, sondern die Pfarreien entscheiden'. Die Gläubigen nahmen’s wohl zur Kenntnis, wünschen sich aber mehr Zeit.
Seit langem wird in den beiden Pfarreien die Absicht Augsburgs zur Fusionierung diskutiert. Doch ohne klare Fakten, ohne Gespräche mit der Diözese wollten die Kirchenverantwortlichen nicht vor ihre Pfarrgemeinde treten. Jetzt war es so weit. Vorsichtig versuchte Ludwig Hörmann, Pastoralreferent in der Dekanatsregion, zu vermitteln, dass die Diözese mit neuen Seelsorgeeinheiten im Boot mit anderen sitze. Dass Augsburg dabei auf eine gemeinsame Entscheidung setze – von dieser 'Dialogfähigkeit' zeigten sich die Pfarrgemeindeeinderatsvorsitzenden Monika Schiller und Rudolf Daltrozzo sowie die Kirchenpfleger Peter Henze und Herbert Kesel nach ihren Gesprächen mit dem Generalvikar überrascht. Sie, wie Pfarrer Ebbers sehen das Vorhaben deshalb positiv.
Was ist Fusion? Durch die Zusammenlegung der Stiftungen laut Ebbers 'ein reiner Verwaltungsakt'.
Warum Michael und Hedwig? Weil die Pfarreien viel verbinde, so Ebbers: Der Pfarrer, seit zehn Jahren Pfarreiengemeinschaft, die Pfarreiengröße (beide je knapp 2000 Mitglieder), ähnliche soziale Struktur mit hohem Migrationsanteil und sinkenden Katholikenzahlen, verzahnte Grenzen und knappe Kassen.
Was bringt die Fusion? Eine einfacheren Verwaltungsaufwand laut Ebbers und damit Entlastung des Pfarrers, Einsparungen und engeres Miteinander im pfarrlichen Leben.
Was ändert sich? 'Es gibt keine Veränderungen im pastoralen Leben', so Ebbers: Gottesdienste bleiben unverändert, beide Kirchengebäude ebenso, auch die Gruppierungen. Da im November 2012 Kirchenverwaltungen gewählt werden könnte bei einer Fusion ab 2013 mit einer gemeinsamen Kirchenverwaltung gearbeitet werden.
Was sagen die Pfarreimitglieder?
Sie sehen die Pläne unterschiedlich, wünschen sich vor allem mehr Zeit für die Entscheidung. Froh, dass das Gespenst Kirchenabriss weg ist, zeigte sich Hans Lutz, das Ganze getrennt zwischen pastoraler Ebene und Verwaltungsakt zu sehen wünschten sich Rudi Barmettler und Peter Stix. Einen 'langsameren Weg' und ein 'behutsames Vorgehen' mahnten Jürgen Faymonville und Rudolf Daltrozzo an.
Seine Pfarrgemeinderatskollegin aus Hedwig, Monika Schiller, betonte die Chance, aktiv gestalten zu können. Für Kirchenpfleger Herbert Kesel ist die Fusion die Chance, mit vereinten Kräften die Probleme zu bewältigen. Die sieht er hauptsächlich im Finanziellen (weniger Einnahmen durch Kollekten gegenüber höheren Ausgaben).
Nicht anfreunden mit der Zusammenlegung konnte sich der langjährige Diakon Anton Böck. Durch eine 'Großraumplanung' werde alles anonymer. Sein Appell: Sich Zeit zu lassen. Sorge ums Gemeindeleben hatte auch Hans Fasser, der zudem die Wertschätzung des Bischofs für die Arbeit vor Ort vermisst. Und Alfred Stutz, 40 Jahre lang Ehrenamtlicher, sieht in der Fusion einen 'Schritt ins Ungewisse'.