Kaufbeuren/Ostallgäu | ses | Mit seiner Bande hatte ein 31-jähriger Kaufbeurer versucht, den Drogenhandel in Kaufbeuren und im Ostallgäu zu kontrollieren und Schutzgelder zu erpressen. Er galt dort als Statthalter der sogenannten Russenmafia. Vor Kurzem wurde er von der Staatsschutzkammer des Landgerichts München wegen Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung, Erpressung und Heroinhandels zu siebeneinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Wie es um die Entwicklung solcher kriminellen Strukturen in unserer Region steht, darüber sprachen wir mit Edmund Martin, Sprecher des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West.
Wie stark ist die organisierte Kriminalität in unserer Region nach diesem abgeschlossenen Fall noch vorhanden?
Martin: Durch den Fahndungserfolg und die Festnahmen wurden die örtlichen Strukturen geschwächt. Jetzt muss verhindert werden, dass sich erneut derartige Strukturen festlegen.
Gab und gibt es auch in und um Kaufbeuren Schutzgelderpressungen?
Martin: Grundsätzlich muss betont werden, dass nicht hinter jeder Nötigung ein Fall der organisierten Kriminalität steckt. Gleichwohl ist aber bekannt, dass derartige Vorgänge im einschlägigen Milieu, zum Beispiel im Bereich des Rauschgifthandels, sehr verbreitet sind.

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Wie wird die Szene weiter beobachtet?
Martin: Der Schwerpunkt liegt darin, Informationen zu erhalten und diese auszuwerten. Da es sich um überregionale Strukturen handelt, ist der Informationsfluss gerade unter den Behörden von besonders großer Bedeutung. Justiz und Polizei wollen diese kriminellen Strukturen auch in Zukunft mit aller Konsequenz und allen zur Verfügung stehenden Mitteln bekämpfen.
Wie geht die Polizei mit dieser Problematik im Allgemeinen um?
Martin: Uns ist mit der Aufdeckung dieser kriminellen Struktur ein großer Erfolg gelungen. Jetzt muss daran angeknüpft werden.
Wichtig ist für uns, dass gerade die Bevölkerungsschichten mit russischem Hintergrund wissen, dass sie den deutschen Behörden vertrauen können und dass die deutsche Polizei in der Lage ist, derartige Kriminalität zu bekämpfen.
In wie weit hat die Kaufbeurer Polizei damit zu tun?
Martin: Für diese Delikte ist eine Spezialdienststelle zuständig. Diese arbeitet mit allen örtlichen Dienststellen eng zusammen. Natürlich sind auch die Erkenntnisse der hiesigen Beamten für die Spezialisten von großer Bedeutung und jeder Bürger kann sich mit entsprechenden Hinweisen an die Kollegen an Ort und Stelle wenden.
Hat das Treiben der sogenannten Russenmafia Auswirkungen auf die Sicherheit der Bürger?
Martin: Der Bürger erfährt erst durch die offengelegten Ermittlungen davon, dass es auch hier diese Form der Kriminalität gibt. Somit verursacht erst der Erfolg der Polizei eine Störung des subjektiven Sicherheitsempfindens. Es kann aber auch nicht ausgeschlossen werden, dass es künftig wahrnehmbare Straftaten, wie etwa Eigentumsdelikte, gibt.
In welchen Bereichen sind die Straftaten dieser Kriminellen hauptsächlich angesiedelt?
Martin: Im aktuellen Fall hauptsächlich im Rauschgiftbereich. Bei allgemeiner Betrachtung, unabhängig von der Nationalität der Verdächtigen, liegen ebenfalls Drogengeschäfte an erster Stelle. Danach folgt aber bereits die Wirtschaftskriminalität, die immer mehr an Bedeutung gewinnt.