'Das Narrative in der Fotografie', so titelt die neue Ausstellung im Kunsthaus Kaufbeuren, die dort ab dem Wochenende zu sehen ist. Die Schau analysiert die Kraft der Fotografie in ihrer Aussage und erzählenden Fähigkeit.
Im Gegensatz zur inszenierten Fotografie dient dem Reportage- und Dokumentarfotografen die Realität als Ausgangspunkt. Versucht der Dokumentarfotograf ein Geschehen im entscheidenden Augenblick in einem Bild zu erfassen, so übernimmt in der Reportage eine ganze Bildstrecke die vermittelnde Rolle. Ein entscheidender bildnerischer Aspekt ist oftmals der Faktor Zeit. In Fotoserien wird gerade durch die Möglichkeit des bildnerischen Vergleichs die Aussage geschärft. Fotosequenzen können in verschiedenen Tempi erzählt werden. Sie beleuchten dadurch einen größeren oder minutiöseren Zeitraum, der den Betrachter mehr in das Geschehen einbezieht. Inszenierte Fotografien, deren Ausgangspunkt jenseits der Realität eine eigens geschaffene Bildwelt ist, greifen häufig auf filmische Bildästhetiken zurück.
Überlagerungen von Zeiteinheiten, aber auch assoziative, surreale Bildwelten verwischen die Grenze zwischen Realität und Fiktion.
Unterschiedliche Ansätze
Dies führt zu der immer wieder diskutierten Frage: Kann eine Fotografie tatsächlich Realität vermitteln vor dem Hintergrund der Ausschnitthaftigkeit der Wirklichkeit und der Möglichkeit der Manipulation? Gibt es womöglich mehrere Realitätsebenen? Um diesen Fragen nachzugehen, werden in der Ausstellung einzelne Fotografien, Fotoserien und Fotosequenzen ausgestellt, die unterschiedliche narrative Ansätze aufzeigen.

Ausstellung, Gedenkveranstaltung und Zeitzeugendiskussion
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Die Bilder stammen von Nomi Baumgartl, Bernd und Hilla Becher, Olaf Otto Becker, Anna und Bernhard Blume, Margaret Bourke-White, Paul Graham, Philippe Halsman, Haubitz und Zoche, Karl-Josef Hildenbrand, Thomas Hoepker, Christoph Jorda, Herlinde Koelbl, Brigitte Lustenberger, Duane Michals, Eadweard Muybridge, Andreas Rumland, Sebastiao Salgado, Taryn Simon, George E. Todd, Maggie Taylor, Jerry N. Uelsmann, William Wegman, Jan Wenzel, Michael Wesely, Michael Witte und Ann-Christine Woehrl.
Workshop zum Auftakt
Begleitend zur Ausstellung gibt es wieder ein umfangreiches Programm. Den Auftakt dazu bildet ein zweitägiger Workshop für Jugendliche am Dienstag, 3. April, und Freitag, 13. April. Jeweils von 15 bis 18 Uhr können Teilnehmer zwischen zwölf und 16 Jahren unter dem Motto 'Meine Stadt', 'Meine Schule', 'Mein Zuhause' Fotoserien anfertigen. Beim ersten Termin wird das Konzept besprochen, beim zweiten Termin werden dann die in der Zwischenzeit entstandenen Fotos ausgewertet. Um vorherige telefonische Anmeldung beim Kunsthaus Kaufbeuren, Telefon 08341/8644, wird gebeten.
Die Ausstellung wird am Freitag, 30. März, um 19.30 Uhr mit einer Vernissage für geladene Gäste eröffnet. Von Samstag, 31. April, bis 1. Juli steht sie dann der Öffentlichkeit offen. Das Kunsthaus Kaufbeuren ist dienstags bis freitags von 10 bis 17 Uhr, donnerstags von 10 bis 20 Uhr und samstags, sonntags und feiertags von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Während der Ostertage ist die Schau am Karfreitag, 6. April, geschlossen, am Karsamstag, 7., Ostersonntag, 8., und Ostermontag, 9. April, von 11 bis 17 Uhr geöffnet.