Wangen | sl | Das Jubiläum ist ins Wasser gefallen. Aufgrund des miserablen Wetters nahmen nur 650 statt der erwarteten und erhofften 2600 Radler an der 30. Radtourenfahrt Oberschwäbische Barockstraße teil. Für die veranstaltende Rad-Union Wangen ein Desaster.
14 Uhr in der städtischen Turnhalle Wangen: An den zahlreichen Biertischen sitzen nur einige wenige Grüppchen. An den Verpflegungsständen langweilen sich die Helfer. Auf einem der Biertische sitzt Rolf Keller, der Vorsitzende der Rad-Union. Er ist enttäuscht, frustriert. "Es ist ein Desaster", sagt er und blickt auf die karg gefüllte Halle. "Es ist ein Desaster. Und das ausgerechnet zum 30. Jubiläum. Rund 2000 Menschen hatten sich angemeldet, das heißt, bei schönem Wetter hätten wohl 2500 bis 2700 mitgemacht. Aber so? Gerade mal 650 sind gekommen."
Temperaturen von kaum über zehn Grad Celsius und nicht enden wollender Regen vermasselten der Rad-Union das Jubiläum der Radtourenfahrt Oberschwäbische Barockstraße komplett. 650 Freizeitradler bedeuten Minusrekord. Nur ein Mal, bei der ersten Auflage 1979 waren mit 750 Menschen ähnlich wenige gekommen. Der Rekord wurde 1991 aufgestellt, als bei herrlichstem Wetter 4100 Radler teilgenommen hatten.
"Früh um 6 Uhr haben wir hier aufgemacht", erzählt Keller, "da mussten wir mit zwei großen Besen schon das Wasser draußen am Servicestand wegschieben." Um 7.15 Uhr gingen dann die ersten Radler auf die große Tour über 156 Kilometer. Insgesamt taten das im Laufe des Vormittags noch rund 100. Etwa 80 Personen - 400 hatten sich angemeldet - beteiligten sich an der Familienradtour über 36 Kilometer.
Die anderen verteilten sich auf die Touren über 67 und 113 Kilometer.

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"Klar, wer geht bei so einem Wetter schon auf einen Radausflug", zeigt Keller Verständnis, "schon gleich keiner, der seine kleinen Kinder mitnehmen will." Bitter für Keller und sein engagiertes Team von 800 Helfern, die in Wangen sowie an den Kontroll- und Verpflegungsstellen bei Ochsenhausen, Eintürnerberg, Ausnang und Esseratsweiler ihren ehrenamtlichen Dienst taten. Und in der Halle gähnte die Leere. "Die Teilnehmer aus der näheren Umgebung sind gleich nach ihrer Zielankunft nach Hause zum Duschen, nur die Auswärtigen warten nun hier auf die Siegerehrung", erzählt Keller. "Alle waren komplett durchgefroren."
Die Rad-Union blieb deswegen "massenhaft auf Essen und Getränken sitzen". Und während die Getränke zurückgegeben werden können, muss an Lebensmittel, was nicht fachmännisch eingefroren werden kann, weggeworfen werden, zum Beispiel die Hunderte von belegten Brötchen und die Semmeln. "Wir haben es dem hiesigen Tafelladen angeboten, aber der hatte leider am Montag geschlossen", bedauert Keller.
"Das zehrt an den Nerven", gesteht er ein. "Ich stecke ja auch mitten drin in den Vorbereitungen für das 75. Radkriterium, für das ich unbedingt noch einen Topmann herholen will. Wenns da dann auch so regnet" Unterkriegen lassen werden sich Rolf Keller und seine Mannschaft aber deswegen keinesfalls. "Uns wirds immer geben, also auch die Oberschwäbische Barockstraße."