Von Michaela Behr|GrünenbachAuf den ersten Blick haben sie wenig gemein - die logische Mathematik und die schönen Künste. Und dennoch: Künstler interessieren sich für mathematische Figuren, Mathematiker entdecken 'schöne Gebilde' für sich. Im Computerzeitalter erreicht die Logik in der Kunst eine ganz neue Dimension: 'Mathematische Kunst' nennen sich am Computer erzeugte Grafiken, die eine ungewohnte, ganz eigene Ästhetik vermitteln.
Am 1. September wird Wolfgang Däumler mit seiner Lebensgefährtin Ortrud Petrick die 'Kunstlege Hohenegg' bei Grünenbach eröffnen - unmittelbar am Wanderweg zwischen Eistobel und Riedholzer Kugel. Dabei handelt es sich um eine private Galerie für Digital- und Computerkunst. Zunächst werden auf der rund 120 Quadratmeter großen Ausstellungs-Wandfläche 36 großformatige algorithmische Grafiken von Wolfgang Däumler sowie Computerbilder von Jürgen Willersinn und digitale Werke von Susanne Jännicke gezeigt - ab kommendem Jahr sind auch Ausstellungen anderer Digitalkünstler geplant.
'Von menschlichen Gedanken und Gefühlen erzählt mathematische Kunst nicht unmittelbar', gesteht Wolfgang Däumler ein. Und dennoch vermittle sie Harmonie, Ästhetik und unerwartete Schönheit. Es sind klare Formen, geometrische Figuren, mathematische Formeln, die in leuchtenden Farben zu modernen Kunstwerken werden. Ohne dass sich die meisten Menschen dessen bewusst sind, existiert die Mathematik laut Däumler überall - in der belebten und unbelebten Natur. Reflektiere der Computerkünstler beim Programmieren über sich und die Natur, so sei der Schluss unvermeidlich: 'Mathematik ist Herrin der Dinge - Schöpferin der Welten.'
Dabei sieht Däumler sich selbst gar nicht als den echten Künstler - die eigentlichen Künstler in seinen Werken seien die Zahlen selbst. 'Andere Computerkünstler machen das - ich lege keine Gefühle in meine Bilder.' Sie werden in einem einzigen Rechendurchgang erzeugt, ausschließlich Zahlen, die als Parameter in das Zeichenprogramm eingegeben werden, bestimmen das Ergebnis. Der Künstler lenkt diesen Vorgang lediglich, indem er in der unendlichen Vielfalt an Bildern gezielt nach 'Schönheiten' sucht.
Däumler bedauert, dass in Galeristenkreisen die Computerkunst bislang kaum anerkannt wird, ist sich aber sicher, dass sich das ändern wird. Und er fordert auf: Ob es sich um Kunst handelt, wenn ein Mathematiker mit Zahlen jongliert - darüber kann sich jeder ab 2. September ein Urteil in Hohenegg selbst bilden.
Die Galerie für Computerkunst in der Kunstlege Hohenegg bei Grünenbach ist ab 2. September in der Regel täglich zwischen 9 und 19 Uhr geöffnet. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich, Näheres auch unter Telefon (0 83 83) 92 96 85.