Füssen (asp). - Bertram Bartl setzte bei seinen großformatigen Totentanz-Bildern zu Pinsel und Ölfarben die elektronische Technik moderner Computergrafik ein. Damit widmete er sich 'der Entthronung der Malerei', sagte im Museum der Stadt bei der Eröffnung der Ausstellung 'Aktualität Füssener Totentanz' der Kunsthistoriker Dr. Reto Krüger aus Karlsruhe. Bartl habe mit der Integration digitaler Bilder in seinen Totentanzzyklus bewiesen, 'dass man die Malerei zum Tod erklären kann, sie aber nicht töten'. Diese Ausstellung ist ein weiteres Glied in der Reihe der Veranstaltungen zum Jubiläum '400 Jahre Füssener Totentanz'. Zirka 100 Werke sind in den alten Mauern des ehemaligen Klosters St. Mang zu besichtigen. Dabei treffen alte und neue Kunst zusammen. Dr. Reto Krüger hob diese Tatsache als 'das Interessante' dieser Ausstellung hervor. Und ihre dauerhafte Aussage: 'Totentänze sind seit Jahrhunderten ein Beleg dafür', sagte er, 'dass wir auf Abruf leben.
Die Bilder aber haben Bestand.' Die Bilder des Ulmer Künstlers Bertram Bartls ziehen allein schon wegen ihrer Größe die Blicke der Besucher auf sich. In den Gängen des Kreuzganges, im Kapitelsaal, im Refektorium und im Papstzimmer im zweiten Obergeschoaa des Museums, gleich im Anschluss an den Fürstensaal, sind sie und die anderen rund 90 Werke ausgestellt: beispielsweise der 'fotografische Totentanz' von Ursula Kuhlmann aus Hofheim. Oder die Lithographien von Hans Bendel aus dem Jahr 1848, die in der lithographischen Anstalt des 1805 in Pfronten geborenen Thomas Driendl verlegt wurden. Ausgestellt sind außerdem Linolschnitt-Totentänze von Fritz Möser, Memmingen, sowie Werke des Füsseners Wolf Maurer, der Augsburger Bildhauerin Ingeborg Prein, von Andreas Bindl und des Wiener Herwig Zens. Letzterer ist Professor an der Kunstakademie und setzt sich seit Jahren mit Totentänzen auseinander. Den Kreis der bei der Eröffnung anwesenden Totentanz-Experten und -Forschern schloss Dr. Uli Wunderlich, die Präsidentin der Europäischen Totentanz-Vereinigung. Was lag näher, als die Ausstellung in der Annakapelle zu eröffnen? Hier befindet sich der von Jakob Hiebeler vor 400 Jahren geschaffene Totentanz-Bilderzyklus. 'Mit ihm verfügt die Stadt Füssen über ein Kunstwerk und kulturgeschichtlich hochinteressantes Zeugnis, das europäische Bedeutung hat', betonte Kulturamtsleiter Thomas Riedmiller. Musikalisch interpretierte in der Annkapelle Johannes Lipp vom Musical-Ensemble mit seiner 'quäkenden Tuba' die Vernissage. i Die Ausstellung 'Aktualität Füssener Totentanz' im Museum der Stadt Füssen dauert bis 17. November. Im Oktober ist sie täglich von 10 bis 17 Uhr und im November von 13 bis 16 Uhr geöffnet.