Von Dagmar Johler|LindenbergBoccia kennt jeder. Das Spiel mit den bunten Kugeln darf bei keinem Strandurlaub fehlen. Mit Boule verbinden viele Deutsche das vorwiegend von älteren Franzosen ausgetragene Freizeit-Kugel-Spiel. Doch auch in Lindenberg wird diese Profivariante leidenschaftlich und intensiv gespielt. Immerhin ist das Boule-Team um Dieter Keller Tabellenführer in der Landesliga.
Ort: der sandig-steinige Boule-Platz am Hallenbad, etwas trist, dafür mit großer Infotafel, die stolz den ersten Tabellenplatz der Lindenberger Mannschaft verkündet. Die Oberliga winkt.
Hartes Training
'Dafür trainieren wir jetzt hart', verspricht der Abteilungsleiter. Er steht im selbstgezogenen Begrenzungskreis und wirft sein 'Schweinchen', den kleinen Zielstein, dem es sich anzunähern gilt. Derweil polieren seine Mitspieler ihre silbernen Kugeln mit einem Tuch.
'Die Kugel sollte schön glatt sein, damit sie keine Dellen bekommt', klärt Helga Holderied auf. Schon beim ersten Wurf sieht man, das geübte Hände am Werk sind: Die Kugel wird in hohem Bogen aus dem Handgelenk heraus geworfen. Und sie fliegt exakt bis auf wenige Zentimeter an die kleine Zielkugel heran. Diese liegt immerhin rund zehn Meter vom Ausgangspunkt entfernt.
Doch jetzt ist 'Schießer' Christian Faimann an der Reihe. Der 13-jährige Schüler ist seit vier Jahren beim Boule-Club dabei und gilt nach Meinung von Abteilungsleiter Keller als großes Talent. Er ist der Zerstörer, der die gegnerischen Kugeln wegschießen soll. Doch auch hier ist vor allem Technik gefragt: 'Mit Kraft alleine erreichst du gar nichts', weiß Christian. Gesagt, getan. Mit großer Präzision trifft er die Kugel des Gegners, die mit lautem Knall weggeschleudert wird.
Wer gewinnt das Spiel? Klar, die Mannschaft, deren Kugeln dem 'Schweinchen' am nächsten sind. Manchmal ist dabei ein Maßband notwendig, um den Gewinner zu ermitteln. 'Das sind oft Millimeterentscheidungen', weiß Keller.
Zweimal in der Woche trainieren die Mitglieder am Boule-Platz. 'Die tolle Kameradschaft und der Spaß mit der Kugel', das sind für Keller die Motivation, vier- bis fünf Stunden lang die silbernen bis zu 800 Gramm schweren Kugeln zu werfen. Und ihr Engagement zahlt sich aus, denn derzeit ist sein Verein Tabellenführer in der Landesliga. Nach drei von fünf Spieltagen stehen sie ungeschlagen an der Spitze.
Kein Heimspiel möglich
Auch die weiten Anfahrtswege (Ulm, Rottweil) nehmen die Spieler gerne in Kauf. 'So ein Spieltag mit mehreren Mannschaften ist immer ein Erlebnis', strahlt Keller. Leider kann in Lindenberg kein Heimspieltag ausgetragen werden. 'Dafür haben wir zuwenig Bahnen, und auch die Infrastruktur fehlt', bedauert der Abteilungsleiter.
Gegen Ende des langen Trainingsnachmittags verpackt Christian seine Kugeln sehr sorgfältig. 'Die sind so richtig teuer, so um die 100 Euro pro Dreierpack', berichtet er.