Ikarus entwickelt Solartechnik weiter - 300 Mitarbeiter. Von Michael Munkler Kempten Eine Solaranlage zur Warmwasser-Aufbereitung und zur Unterstützung der Zentralheizung rentiere sich inzwischen auch ohne Zuschüsse. Das sagt der Kemptener Rainer Berkmann, Inhaber der Firma Ikarus-Solar und Präsident der Europäischen Solar-Industrievereinigung. Die inzwischen weltweit arbeitende Ikarus-Gruppe mit insgesamt 300 Beschäftigten setzt weiter auf Expansion: In enger Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern wurde ein neuartiger Spiegelreflektor entwickelt, der in Vetschau (Brandenburg) gebaut werden soll.
Seit der 38jährige Berkmann 1992 in das Solargeschäft einstieg, geht es stetig aufwärts. Inzwischen gehören zu der Firma in Kempten elf Tochterunternehmen, die der Kemptener mit Partnern vor Ort aufgebaut hat. Hochtechnologie in Deutschland entwickeln und fertigen, lohnintensive und einfachere Arbeiten im Ausland kostengünstiger machen lassen: Das ist die Firmenphilosophie.
Von den insgesamt 300 Mitarbeitern der Gruppe weltweit sind 72 am neuen Stammsitz der Firma im Kemptener Gewerbegebiet Ursulasried beschäftigt, im zehn Millionen Mark teuren Werk in Brandenburg entstanden 1998 zwölf neue Arbeitsplätze. Dort werden Bleche für Solaranlagen ('Absorber') auf eine neuartige umweltschonende Weise beschichtet.
In das neue Bundesland ist Berkmann gegangen, weil dort das Investitionsklima besser sei und die Verwaltungen flexibler arbeiten: 'Da habe ich in Brandenburg wirklich positive Erfahrungen gemacht', betont der Firmenchef. Im Osten habe man verstanden, daß zehn wirklich geschaffene Arbeitsplätze wichtiger als 100 versprochene sind.
'Letztlich muß für den Verbraucher das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmen', sagt Berkmann über die Bereitschaft von Häuslebauern oder -besitzern, in eine Solaranlage zu investieren. Nach seiner Rechnung habe sich eine Anlage inzwischen in etwa acht bis zwölf Jahren amortisiert, wenn man alle in Geldwert ausdrückbaren Umweltfolgeschäden beispielsweise durch Stickoxide sowie Öl- oder Gaseinsparungen gemeinsam betrachtet und eine Lebensdauer von 25 Jahren zugrunde lege. Bei nachträglichem Einbau schießt der Freistaat derzeit 1500 Mark zu.
Neues Produkt bei Ikarus Solar ist eine Solaranlage, mit der im Winter geheizt und im Sommer gekühlt wird wegen der dort notwendigen Klimaanlagen vor allem interessant in südlichen Ländern. Das Ziel: Ein energieautarkes Haus im Sommer und im Winter, weil die Kraft der Sonne im Umkehrschluss auch zum Kühlen genutzt werden kann.
Deutschland sei im Hinblick auf den Verbreitungsgrad der Solartechnik noch 'Entwicklungsland', behauptet Berkmann und nennt Zahlen: In Griechenland betrage die Kollektorfläche pro Haushalt statistisch 1,3 in Israel sogar vier Quadratmeter. In Deutschland komme man gerade auf 0,2 Quadratmeter. Selbst im Vergleich mit Österreich liege die Bundesrepublik schlecht: Mit insgesamt 200 000 Quadratmetern komme die kleine Alpenrepublik schon auf die Hälfte der gesamten Fläche in Deutschland.