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Artikel: Die Kraft der Kräuter

14. August 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung

Brauchtum Geweihte Boschen schützen

von elisabeth kimmerle |Stiefenhofen77 Kräuter hat Betha Grath gestern in ihren Strauß eingearbeitet. Ein stattliches Gebinde, das einen betörenden Duft verströmt, liegt vor ihr auf dem Tisch. Eineinhalb Stunden hat die Kräuterbäuerin aus Rutzhofen für das Prachtexemplar gebraucht. Schon seit ihrer Kindheit experimentiert sie mit Heilpflanzen.

Wie viele Frauen im ganzen Allgäu bindet Betha Grath jedes Jahr kurz vor Mariä Himmelfahrt Kräuterboschen. Am Feiertag bringt sie ihn in die Kirche zum Weihen. Aufgehängt im Herrgottswinkel oder im Stall soll der Strauß dann das ganze Jahr über Schutz vor Krankheiten und Gewittern bieten. Bis zu 99 verschiedene Kräuter könnten in einem Strauß vorkommen, erläutert Betha Grath. Nach den heiligen Zahlen gehend, sollten es mindestens sieben sein.

Welche Kräuter in den Strauß gebunden werden, sei dem individuellen Geschmack überlassen: "Man sollte sich die Kräuter aussuchen, die einen besonders ansprechen. Die helfen dann auch", erklärt Betha Grath. Jedes Kraut habe eine bestimmte Wirkung auf Körper und Geist: Johanniskraut ist gut für die Nerven, Minze wirkt beruhigend und Borretsch entgiftet.

Die Königskerze bildet als Schutzpflanze das "Grundgerüst" des Boschens, den Betha Grath so kunstvoll gestaltet hat. Darum herum hat sie verschiedene Getreidearten, Heil- und Würzkräuter gebunden. Selbst der Schleife, die den Strauß zusammenhält, wird nach dem Weihen eine heilende Wirkung zugesprochen: Ums Handgelenk gebunden helfe sie bei Schmerzen im Arm.

In den letzten Jahren sei der alte Brauch wieder aufgelebt, sagt Betha Grath. "Eine Weile ist man in der Kirche richtig aufgefallen mit einem Boschen." Heute seien die Leute offener und wacher für die Heilkraft von Kräutern. Inzwischen werden die bunten Sträuße vielerorts nach dem Gottesdienst verkauft.