Camerata Augsburg stimmt in Immenstadt stilvoll aufs Fest ein Von Christoph Pfister Immenstadt Draußen Glühweinschwaden, Kitsch und Kommerz in wildem Wettstreit, weihnachtliche Ohrenschmeichler vom Band gegen dumpfe Klausenschellen. Drinnen in St. Nikolaus vier Stimmen, rein und ehrlich, Musik zum Advent, zum Lobe Gottes, zu angenehmer Erbaulichkeit. Herbe Kontraste fürwahr und das Glücksgefühl, Besinnlichkeit und hochstehende Sangeskunst mit der Camerata Augsburg in Immenstadt genießen zu dürfen. Ein Glücksfall Es mutet heftig puristisch an, inmitten des Sperrfeuers weihnachtlicher Tonketten, das uns alljährlich mit steigender Heftigkeit verfolgt, Gesang zu hören und mit ihm die frohe Erwartung auf das große Fest gespannt zu erleben und dann die erlösende Seligkeit und die ehrliche Freude zu teilen. Es geht direkt zum Kern der Gefühle, die in schlichter Form in Musik gegossen sind. Und man kann getrost auf alle instrumentale Stütze und mehr oder minder kunstvolle Verbrämung verzichten, wenn ein a-cappella-Ensemble mit Qualitäten wie die Camerata aufwarten kann. Dabei widmet keines ihrer Mitglieder hauptberuflich sich dem Singen. Ein Glücksfall sogar, denn diese Stimmen sind ausgebildet, aber nicht verformt und auf Effekt getrimmt worden.
Und alle im mittleren Bereich ihrer Lagen, was den Ensembleklang besonders rund und harmonisch geschlossen wirken lässt. Ein möglicher Mangel an Spannung und Spektrum im Ausdruck war dem vorweihnachtlichen Programm nicht anzulasten. Effektvolle Rhythmik Das junge Quartett zog sich keineswegs auf sichere Positionen und Streben nach unterhaltsamem Wohlklang zurück. Gerade von den populären Titeln hatte es die Vertonungen von Hugo Distler gewählt, dem bedeutendsten neuzeitlichen deutschen Tonsetzer für das traditionelle Liedgut. Seine geschickt ausbalancierte Harmonik und effektvolle Rhythmik ließen die jungen Sänger technisch untadelig, plastisch in ihrer detailreichen Durchgestaltung und dezent farbenfroh aufblühen: Bettina Lawriw in absolut sicherem Sopran, Margit Knoll fein-füllig als zweite Frauenstimme im Mezzosopran. Jens Wahl fügte seine klare Tenorstimme homogen in das Ensemble, Michael S. Hanel, in der Region als vielfältiger Musiker bekannt, rundete mit seinem Bariton noch hinreichend kräftig das Solistenensemble nach unten ab. Umsichtige Behandlung Angenehm die allfällige Transparenz, die umsichtige stilgerechte Behandlung wertvoller Vokalmusik vorwiegend des 16. Jahrhunderts, das engagierte Spiel mit den Stimm- und Klangfarben, das kongeniale Einbeziehen von Raum und Akustik, die dienende Geste den Komponisten gegenüber. Weihnachtliche Weisen pur und doch engagiert und erfrischend vorgetragen. Eine musikalische Stunde von höchster Güte und bester Einstimmung auf das wahre Fest.