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Die hauptsächlichste

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    Nebensache der Welt Von A. Paul Fußball, hat mal jemand gesagt, der von Massenpsychologie offenbar keinen Schimmer hatte, sei die schönste Nebensache der Welt. Nebensache, dass ich nicht lache! Oder kann er mir vielleicht verraten, womit sonst alle Welt in der vergangenen Woche hauptsächlich beschäftigt war? All die Herren und Damen Wichtig, denen man sonst an jeder Straßenecke begegnet: Wie vom Erdboden verschluckt. Demzufolge total tote Hose in der Stadt, kommunalpolitisch jedenfalls. Wie soll man da, frage ich Sie, dem Anspruch gerecht werden, der ganz oben über dieser Spalte steht, und einen Kommentar 'Von Woche zu Woche' fabrizieren? Und dabei, weil absoluter Ignorant auf diesem Gebiet, das Thema Fußball elegant umdribbeln?

    Es geht ja schon rein sprachlich nicht. 'Tote Hose' in der Stadt ­ woran erinnert das zwangsläufig in diesen für die Fußballnation so schmerzlichen Tagen? Automatisch doch an die vollen Hosen von Bertie Ribbecks Hasenfüßen mit den Stollensohlen. Fragt man flehentlich einen Kollegen, ob ihm nicht ein fußballfernes Kommentarthema einfiele, entpuppt er sich prompt als künftiger Bundestrainer: 'Wie kann man denn den Ballack einwechseln und nicht den Hässler'?

    Versuchen wir es nochmal mit einem Freistoß, langer Anlauf auf der Bildungsschiene. Mit Faust vielleicht (nicht die von Ollie Kahn, sondern der von Goethe): 'Hier steh\' ich nun, ich armer Tor' Doch der Gedankenball prallt prompt zurück von der Mauer aus Nostalgie. Denn 'Tor, Tooor' dröhnt es und: 'Toni, du bist ein Fußballgott'! Und in der Erinnerung kriecht man wieder, wie damals vor 46 Jahren, förmlich mit dem Kopf in ein Nussbaumgehäuse, das sich Radio nannte. Und vernimmt das Unfassbare: Sepp Herbergers Buben sind Weltmeister, und 'wir' alle sind irgendwie auch wieder ein bisschen wer.

    Der Ball blieb rund, viereckig waren von Anfang an die Fernseher. Weil sich die aber zunächst nur ein paar Reiche und die Gastwirte leisten konnten, schlich man sich als Teenager (ein Wort, das auch erst später erfunden wurde) zu jedem Länderspiel in die Kneipen, um 'Stan' Libuda, den 'Flankengott vom Kohlenpott', am rechten Flügel wirbeln zu sehen. Später, da stand die eigene Schwarz-Weiß-Glotze schon in der guten Stube, konnte man salzstangenschwingend über den Nierentisch dem Netzer und dem Overath taktische Anweisungen geben, dass ein Pass nach rechts und nicht nach links Ach so, dieses Thema wollten wir ja umdribbeln.

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