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Die Fichte ist ein Ladenhüter

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Die Fichte ist ein Ladenhüter

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    Von silvia Reich-Recla|Oberallgäu/KemptenDie Fichte kommt den meisten Familien als Christbaum nicht mehr ins Haus. Sie ist kaum gefragt, lässt sich schlecht verkaufen. Die Waldbesitzervereinigung Kempten (WBV), hat deshalb Konsequenzen gezogen: 'Wir veranstalten heuer keine Christbaummärkte, weder am Biomassehof in Kempten, noch am Forsthaus in Betzigau,' sagt Hugo Wirthensohn, forstlicher Berater der WBV.

    Keine Plantagenbäume

    Die Fichte sei von der Nordmanntanne, die meist aus Dänemark stammt, verdrängt worden. 'Aber die wollen wir nicht auf unseren Märkten verkaufen, Plantagenbäume entsprechen nicht unserer Philosphie', erläutert Wirthensohn. Über die WBV würden ausschließlich 'Bäume aus unseren heimischen Wäldern verkauft'. Häufigste Baumart sei nun mal die Fichte. Doch da 'diesen Ladenhüter' kaum mehr jemand wolle, habe die WBV gehandelt. Und zu Schleuderpreisen verramschen wolle man den Baum nicht. 'Manche Leute wollen für eine Fichte nicht einmal mehr 20 Euro zahlen.'

    85 bis 90 Prozent seines Umsatzes macht Max Bareth, Waldbauer aus Haldenwang, an seinem Christbaummarkt im Dorf mit der Nordmanntanne. Die sei 'der Wohlstandsbaum schlechthin', findet Bareth. Denn, weil sie ihre Nadeln nicht verliert, sei sie so beliebt. 'Da bleibt das Wohnzimmer sauber.' Die Fichte dagegen werfe im Warmen bald ihre Nadeln ab. Das sei früher weniger ein Problem gewesen. 'Da wurde die gute Stube nur zu besonderen Gelegenheiten geheizt. Der Christbaum stand im Kühlen und blieb länger frisch', sagt Bareth.

    Dennoch würden manche Kunden auch heute noch gezielt nach Fichten fragen. 'Das sind traditionsbewusste Menschen, die zu Weihnachten die Stube so herrichten wollen, wie sie es von ihrer Kinderzeit her kennen, - samt duftender Fichte.' Die Nordmanntanne sei dagegen vergleichsweise 'steril'. Weil sie oftmals schon im September geschlagen werde, müsse sie, um grün zu bleiben, mit einem Konservierungsmittel besprüht werden. Ignaz Einsiedler, Vorsitzender der WBV, hat davon gehört, dass manch einer auf solche Konservierungsmittel allergisch reagiert. Solche Probleme gebe es mit Oberallgäuer Fichten nicht. 'Unsere Nadelbäume sind naturbelassen.'

    'Stundenlang durchs Holz laufen'

    Nur wenige Kunden würden das allerdings schätzen. Rund 40 Bäume bieten Einsiedler und seine Waldbauern-Kollegen in Wildpoldsried an diesem Wochenende beim Nikolausmarkt an. 'Fichten gehören einfach zu einem stimmungsvollen Weihnachtsmarkt dazu', findet Einsiedler. Um solche passenden, zum Christbaum geeigneten fünf- bis zehnjährigen Fichten zu finden, müsse man 'manchmal allerdings stundenlang durchs Holz laufen.'

    Dennoch würden die Fichten von manchen Kunden zum 'Abfallprodukt' degradiert. 'Erst, wenn dieFichte wieder besser ankommt, werden wir unsere WBV-Christbaummärkte wieder abhalten,' sagt Hugo Wirthensohn.

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