Kaufbeuren/Ostallgäu (ses/evb). Drei kurze Töne. Mit diesem Signal reagiert ein Zigaretten-Automat, wenn auf der EC-Karte der Altersnachweis fehlt. Das Ziehen einer Schachtel ist damit auch für weit über 16-Jährige ausgeschlossen. Das Problem: Der Nachweis ist noch auf vielen Chips nicht programmiert. Raucher weichen deshalb zum Zigarettenkaufen vermehrt in den Tabakladen aus.
Bernhard König aus Geisenfeld, dessen Firma in Kaufbeuren und in vielen Ostallgäuer Gemeinden etliche Automaten betreibt, hat solche Probleme bereits geahnt: 'Bei unseren Geräten kann man auch den Personalausweis einstecken', sagt er. Seit dem 1. Januar gilt an Zigarettenautomaten Jugendschutz: Nur wer mit Karte belegt, über 16 Jahre alt zu sein, kann eine Packung kaufen. Als Nachweis dient dabei überwiegend die EC-Karte von Banken und Sparkassen, die mit einer entsprechenden Freigabe versehen ist. Doch viele Raucher sind verunsichert. Sie kaufen die Zigaretten lieber im Laden als am Automaten. 'Stimmt. Momentan ist der Umsatz schon etwas angestiegen', bestätigen Kaufbeurer Tabakhändler einhellig. Manchen Käufern müsse sogar erst noch gezeigt werden, wie man das Kartenlesegerät benutzt.
Doch was, wenn man trotz Geldkarte kein grünes Licht vom Automaten bekommt? 'Die meisten Karten haben einen Chip. Darauf ist ein Merkmal gespeichert, das angibt, dass der Kartenbesitzer erwachsen ist', erklärt Ralf Bomheuer, Marketing-Leiter der Raiffeisenbank Buchloe-Kaufbeuren-Marktoberdorf. Fehle dieses Kennzeichen jedoch, funktioniere auch der Zigarettenautomat nicht. 'Bei Jugendlichen ist genau das Sinn der Sache. Nur wenn bei Erwachsenen vergessen wurde, dieses Kennzeichen zu setzen, liegt das Problem bei der Bank', berichtet Bomheuer. In den Raiffeisen-Filialen der Region habe es bisher jedoch nur vier bis fünf Problemfälle gegeben. Dann müsse eine neue Karte bestellt werden, die es im Regelfall kostenlos gebe, so der Marketing-Leiter.
Dass die Raucher, deren Karten nicht funktionieren, in den Geschäftsstellen der Sparkasse Kaufbeuren Schlange stehen, so weit sei es noch nicht gekommen, erklärt Sparkassen-Sprecher Erhard Strinzel. Die Karten der Sparkassen-Kunden seien ohnehin bereits im Jahr 2005 umgerüstet und mit dem Nachweis-Merkmal ausgestattet worden. 'Uns sind keinerlei Probleme bekannt', so Strinzel.
Die Unsicherheit sei groß, ob die Daten nicht doch missbraucht und weitergegeben werden. Diese generelle Möglichkeit und auch der Wunsch einiger Ämter und Firmen, die Benutzerdaten statistisch auszuwerten, sei nicht auszuschließen, meint König. Seit etwa 50 Jahren gebe es den Familienbetrieb in Geisenfeld, der rund 24000 Automaten bis in die Nähe von Berlin bestückt. 'Daten über Kunden weitergeben kam und kommt überhaupt nicht in Frage. Wir haben schon vorsorglich Geräte entwickeln lassen, die nur lesen und löschen', erklärt er. Auch Führerschein und Personalausweis könnten daher benutzt werden. Schließlich gebe es viele Menschen, die kein Konto haben und deshalb auch nicht über eine Bankkarte verfügen.
Dass Probleme an Automaten manchmal nicht zu vermeiden seien, gesteht auch König ein. Denn wer sich nicht an die Steckrichtung der Karte hält und es mehrmals vergeblich versucht, hört möglicherweise ebenfalls nur einen ablehnenden Pfeifton. 'Obwohl Karte und Automat in Ordnung sind', fügt König hinzu. Inwieweit die Neuregelung Jugendliche tatsächlich vom Rauchen abhalten kann, dazu hat er seine ganz eigene Meinung: 'Wir können nur die Karten testen lassen, aber nicht Hand, die sie steckt.'