Eindrücke einer Fußwallfahrt von Irsee zum Crescentiakloster in Kaufbeuren Von Robert Domes Irsee 'Bewahre uns vor dem Feuer der Hölle, führe die Seelen in den Himmel.' So heißt eine Stelle aus dem Rosenkranz, den die Wallfahrtsgruppe des Irseer Frauenbundes betet. Manchmal muss durch die Hölle gehen, wer in den Himmel kommen will. Das wissen die rund 40 Frauen und wenigen Männer, die da von Irsee zum Crescentiakloster in Kaufbeuren unterwegs sind. 'Die Hölle', so heißt das Tal des Schinderbächleins kurz vor dem Ölmühlhang, durch das die Wanderer müssen. Resi Angerer, Vorsitzende des Frauenbundes und Anführerin der Pilger, schmunzelt. 'Da miaß mr durch', ermutigt sie die Gruppe.
Doch die Hölle ist nur ein harmloser Hohlweg (daher wohl auch der Name) und erweist sich als angenehm schattiger Waldpfad. Überhaupt müssen die Wallfahrer wenig Buße tun auf ihrem Weg. Im Gegenteil lacht ihnen die Sonne, ein mildes Lüftlein macht die Wärme erträglich, weite Ausblicke und Blumenpracht begleiten die Andächtigen.
Nicht zuletzt diese ausgezeichneten Bedingungen sorgen für den Erfolg der Veranstaltung. Denn es ist die erste eigene Fußwallfahrt des Frauenbunds. Barbara Helmschrott hatte die Idee, im Crescentiajahr zum Kloster zu pilgern. Und Resi Angerer ist ganz glücklich, dass sich pünktlich um 16.30 Uhr fast 50 Pilger vom Kindesalter bis zur 80-Jährigen aus Irsee, Ingenried und Romatsried an der Stephanskirche einfinden. Kleiner Wermutstropfen ist nur, dass Pfarrer Dr. Anton Losinger nicht wie angekündigt dabei sein kann. Nach seiner Ernennung zum Weihbischof und vor seiner Weihe am 16. Juli in Augsburg nehmen ihn viele Termine in Anspruch. So zieht denn die Gruppe ohne priesterlichen Beistand gen Süden aus dem Dorf hinaus. Das schadet aber weder der Stimmung, noch der Andacht. Mit dem Glaubensbekenntnis auf den Lippen geht es durchs Neubaugebiet. Die Ministranten Christoph Winkler und Wolfgang Albrecht mit einem Birkenkreuz vorneweg. Willi Müller hat es gefertigt, seine Frau Reinhilde hat ein Kränzlein aus frischen Blumen daran befestigt. Der Rosenkranz des Friedens aus einem Wallfahrerbüchlein, den Resi Angerer nun beginnt, wird von ihrem Mikrofon an zwei Lautsprecher übertragen, die Mesner Simon Lutz am Ende des Zuges trägt. So bekommen auch die hinteren mit, welches Gebet gerade dran ist.
Auf dem Weg nach Bickenried geraten die Pilger außer Atem. Angerer macht an einer Steigung eine Gebetspause. Die Wallfahrer haben Muße, die Natur zu genießen, links ein Weizenfeld, rechts Gerste, voraus ein herrlicher Blick über Kaufbeuren ins nördliche Ostallgäu bis zur Georgikirche. Dann geht\'s hinunter den Berg und hinein in den Wald. Dort ereignet sich eine der schönsten Szenen dieser Fußwallfahrt, als die Vorsitzende ein Marienlied anstimmt: 'Mutter und Jungfrau mein, in jeder Not und Pein vergiss nicht mein', singt Resi Angerer, während die Wallfahrer von der sonnengefluteten Wiese in den Waldschatten ziehen. Dank der tragbaren Lautsprecher klingt ihre Stimme wie eine Glocke durch den Wald.
Zwischen Gebeten und Liedern, Litaneien und Fürbitten haben die Frauen Zeit zum Ratschen. Blumen und Kräuter am Wegrand werden gepflückt, Neuigkeiten, Rezepte und Geschichten ausgetauscht. Immer wieder kommt die Rede auf Pfarrer Losinger, der die Gemeinde bald verlässt. Rosemarie Schorer hat den Wunsch nach einem neuen guten Pfarrer auch in die Fürbitten aufgenommen, die die Frauen in der Klosterkirche vortragen.
Dort kommen zu den Fußwallfahrern noch mal so viele Gläubige, die mit dem Auto gekommen sind. Stadtpfarrer Adolf Nießner, der den Gottesdienst hält, freut sich über die große Pilgergemeinde, 'denn jede Wallfahrt ist ein Symbol für den Weg des Lebens'.
'Ich verdanke ihr viel'
Warum nehmen heutzutage Menschen an einer Fußwallfahrt teil? Für Rosemarie Schorer ist das gemeinsame Beten, Bitten und Danken das Schöne. Dem stimmen auch die anderen Frauen zu. Barbara Helmschrott genießt vor allem das Gemeinschaftserlebnis, Sibylle Eckert ist überzeugt, dass der Glaube hilft im Leben.
Dies wird auch bei der Führung durch die Crescentia-Gedenkstätte deutlich. Mit großem Interesse lauscht die große Gruppe Schwester Consilia, die Leben und Wirken der Seligen beschreibt. Mittendrin kommt eine schwer schnaufende Frau zu der Ordensschwester und drückt ihr einen Geldschein in die Hand. Sie möge doch bitte für Crescentia eine Messe lesen lassen. 'Denn ich verdanke ihr so viel.'Eine Fußwallfahrt durch die 'Hölle': Irseerinnen und Irseer auf dem Weg ins Crescentiakloster. Foto: Hildenbrand