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Artikel: "Die CSU hat die Hosen voll"

24. September 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung
beckmann

Landtagswahl Der Grünen-Chef Sepp Daxenberger mit Adi Sprinkart in Niederstaufen

Niederstaufen | res | Der Saal im "Löwen" in Niederstaufen ist halbvoll - gut 50 Bürger wollen den Landesvorsitzenden und Spitzenkandidaten von Bündnis 90/Die Grünen, Sepp Daxenberger, und den Landtagsabgeordneten Adi Sprinkart hören. Das Motto: "Bayern braucht den Wechsel".

Die beiden Landtagskandidaten greifen die wunden Punkte in der Landespolitik auf. Die Bildungspolitik gehört nach Ansicht der Grünen dazu. Am Beispiel des Lindauer "Zukunftsmodells" von drei Kombiklassen à 25 Schüler zeigt Sprinkart die Mängel des bayerischen Schulsystems auf: frühe Auslese, große Klassen, arbeitslose Grundschullehrer und schlechte Bildungsvoraussetzungen. Die Lösung aus Sicht der Grünen: eine Verringerung der Klassenstärke, längere gemeinsame Schulzeit, Ganztagsschulen und vermehrter Einsatz von Lehrkräften.

Sepp Daxenberger tritt so auf, wie man ihn kennt: bodenständig. In Hemd und Sakko und mit oberbayerischem Dialekt geht der Öko-Landwirt nach einer halben Stunde ans Mikrofon. Energiepolitik, Bildung und Gentechnik sind seine Themen.

Er garniert sie mit Seitenhieben auf die CSU. "Wir retten die Gletscher und schmelzen die CSU", befindet Daxenberger. Für den 46-Jährigen ist es keine Frage, dass in Zukunft alle Formen von erneuerbarer Energie genutzt werden müssen. Es sei nur eine Frage wann. Der Spitzenkandidat der Grünen bemängelt, dass die Atomenergie zwar subventioniert werde, es aber kein Entsorgungskonzept gebe. Für den Grünen gehören Ökologie und Ökonomie "untrennbar zusammen". "Die Weichen für den wirtschaftlichen Erfolg in Klima und Umweltschutz müssen jetzt gestellt werden" (Daxenberger)

Druck von Schülern nehmen

Wie Sprinkart ist für den Grünen-Chef Bildung ein großes Thema. "Wir können nicht billig, wir können nur gut", beschreibt der Vater dreier Kinder die Verhältnisse in der deutschen Wirtschaft und die damit verbundene Notwendigkeit, gute Facharbeiter und Ingenieure auszubilden. Daxenberger möchte den Druck von den Grundschülern nehmen, der durch die frühe Festlegung auf die weitere Schullaufbahn entstehe. Frühe Versagensängste sei deren Folge. Für den früheren Bürgermeister der 6000-Seelen-Gemeinde Waging am See gehört eine Schule in jeden Ort. "Wenn Dörfer die Schulkinder verlieren, verlieren sie ihre Seele" (Daxenberger).

Klare Entscheidung gefordert

Kein Thema ist für die Grünen ein Einsatz der grünen Gentechnik. Noch habe Deutschland die Chance, dieser "Umweltverschmutzung die Tür zuzumachen". Eine klare Entscheidung sei aber nötig, da die Nutzung von Gentechnik nicht mehr umkehrbar sei. Davon hingen Standortvorteile für Landwirtschaft und Nahrungsmittelindustrie ab.

Bei der Diskussion am Ende der Wahlveranstaltung interessieren sich die Besucher vor allem für Bildungs-, Energie- und Agrarpolitik. So fordert ein Besucher beispielsweise nicht nur einfach mehr, sondern auch kompetente Lehrer. Nicht immer sind sich die Besucher einig, in einem aber schon. Am Sonntag wird es spannend. Daxenberger sagt es so: "Die CSU hat die Hosen voll".