Unterallgäu (jd). - Die Funken- und Scheibenfeuer haben im Unterallgäu eine lange Tradition. Alljährlich am ersten Sonntag nach der Faschingszeit werden am Funkensonntag die Feuer entzündet. In Betzisried zum Beispiel haben junge Männer aus mehreren Orten bereits sechs Wochen vorher Holz für ihren hohen 'Funken' gesammelt. Mit seinem Feuer will das Dutzend Männer symbolisch den Winter austreiben und den Frühling willkommen heißen. Dieses Jahr feiern die Funkenbauer ein kleines Jubiläum. Seit zehn Jahren sammeln sie Reisig, Äste und Wipfelholz in den umliegenden Wäldern. Michael Kornes, Michael Neher und Heiko Kleinschmidt sind im Organisationsteam dabei. Für alle steht dabei das wochenlange Gemeinschaftserlebnis über die Dorfgrenzen hinweg im Vordergrund. Im Dorf entstehe ein toller Zusammenhalt und schmiede die Gemeinschaft zusammen, sagen sie. So seien sie nach dem Feuer manchmal richtig melancholisch, weil die Zusammenarbeit dann wieder für ein Jahr ruhe. Die zahlreichen Wagen voller Holz werden erst kurz vor dem Funkensonntag von Leonhard Neher mit seinem Holzkran aufgeschichtet. Obenauf wird eine Holzstange mit einer ausgestopften Puppe gehängt - die dann in hellen Flammen verbrennen wird. Meist klirrt zu dieser Jahreszeit die Kälte, und es ist finstere Nacht. Das Feuer erzeugt aber Wärme. Und die Gesichter der Zuschauer beginnen zu leuchten. Für alle bieten die Frauen des Dorfes Funkenküchle in einer hell erleuchteten Viehhütte an. Dazu gibt es Glühwein, Kinderpunsch und andere Getränke. Faszinierte Blicke richten sich auf die hellen Flammen. Darin sind Feuerwerks- und Magnesiumteile eingebaut, die beim Brennen laut und hell krachen. Mit dem Aufheulen soll das Scheiden der bösen Geister und ein Zusammenbruch der finsteren Mächte verdeutlicht werden.
Furcht vor den Dämonen Erinnerungen an die Vorfahren werden wach. Damals waren die Winternächte viel länger und geheimnisvoller als heute, behaupten manche. Geräusche, die an die Ohren traten, wurden entweder als Feen oder Dämonen gedeutet, was die Furcht schürte. Das Rauschen des Windes durch die kahlen Äste, fliegende Vögel und gellende Wildtiere spornten die Phantasie zusätzlich an. Den Menschen war es zum Ende der kalten, dunklen Jahreszeit wichtig, ein Zeichen zu setzen und den Winter auszutreiben. Das Feuer sollte die Bösen vertreiben und guten Geistern den Weg frei machen. So hofften die Menschen auf ein Frucht bringendes Jahr. Das Feuer sollte die Kraft der Sonne demonstrieren. Diese Bräuche deuten wie die Oster- und Sonnwendfeuer auf das Verbrennen des 'Bösen', dargestellt durch die Hexe, hin. Teilweise werden mit dem Funkenfeuer auch Fruchtbarkeitsriten und Brandopfer der Kelten in Verbindung gebracht. In zahlreichen Gemeinden im Unterallgäu macht man sich nun am Wochenende wieder daran, das Funkenfeuer höher und heller zu machen als die anderen. Dem Brauch nach soll dann nämlich das folgende Jahr fruchtbarer sein und Unglück abgewendet werden.