von Silke Maul |KaufbeurenGerade während der heißen Tage waren sie wieder überall zu bewundern oder auch, je nach Geschmack, zu belächeln - Tattoos. Je kürzer die Ärmel und Hosenbeine im Sommer werden, umso mehr Körperschmuck blitzt darunter hervor. Egal, ob es sich um einen Anker auf der Schulter, chinesische Zeichen am Knöchel oder das berühmte "Arschgeweih" im unteren Bereich des Rückens handelt, laut Umfrage eines deutschen Meinungsforschungsinstituts hat fast jeder zehnte Deutsche ein dauerhaftes Schmuckbild auf seinem Körper.
Obwohl die Nachfrage nach Tattoos eindeutig gestiegen ist - die Klientel reicht vom Maurer über Buchhalter bis hin zum Börsenmakler -, ernten die meisten Tätowierten oft noch verächtliche Blicke. Bei Vorstellungsgesprächen werden die Bilder lieber versteckt.
Günther Filser, Leiter der Logistik einer großen Kaufbeurer Firma zum Beispiel, ist persönlich kein Freund von Tattoos, hat seine Grundeinstellung inzwischen aber geändert: "Früher hatte ich Vorurteile gegenüber Tätowierten, inzwischen habe ich diese aber revidiert. Aber es gibt bestimmt noch Chefs oder Kollegen, die den Körperkult ablehnen."
Ein langjähriger Mitarbeiter von Günther Filser ist der 30-jährige Thomas, der mittlerweile sieben zum Teil großflächige Tattoos auf seinem Körper zählt. "Mit 19 Jahren habe ich mir mein erstes Tribal, also Phantasiemuster, stechen lassen, das ich nach dem Vorbild der neuseeländischen Maori selbst entworfen habe." Gleich nach dem ersten Tattoo habe er gewusst, dass es weitergehen wird, aber er hat sich mit der Motivwahl Zeit gelassen. "So ein Bild spiegelt deine Einstellung zum Leben wieder, das sollte man nicht mal eben aus einer Laune heraus entscheiden."
Wie schnell man so ein Tattoo wieder bereuen kann, weiß die 28-jährige Nadja. Im Alter von dreizehn Jahren haben die Kaufbeurerin und ihre Freunde sich gegenseitig Motive unter die Haut gestochen. Noch heute trägt sie einen Blitz und ein Herz mit Pfeil auf ihrem Unterarm. "Das Ganze entstand im jugendlichen Leichtsinn, die Motive haben nicht einmal eine bestimmte Bedeutung", klagt Nadja. Sie habe sich auch bereits über eine Entfernung der Bilder informiert, aber das sei besonders zeitaufwändig und sehr kostspielig.

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Von jugendlicher Leichtigkeit hält auch Bettina Aniol nichts, die seit zwölf Jahren in Völken ihr eigenes Studio "Tinas Tattoo" betreibt. "Jugendliche unter 16 Jahren bekommen bei mir überhaupt keine Tattoos und die unter 18-Jährigen müssen in jedem Fall ihre Eltern mitbringen.
" In Bezug auf Modeerscheinungen in der Tattooszene ist sie auch eher vorsichtig. "Natürlich gibt es von Zeit zu Zeit großes Interesse an bestimmten Motiven, aber meistens nur dann, wenn dies vorher durch die Medien gegangen ist." Die 38-Jährige scheut sich auch nicht, bei bestimmten Motiven oder Stellen einmal nachzufragen. "Natürlich kann ich jemandem das Handgelenk verzieren, wenn der oder diejenige aber in einer Bank arbeitet, sollte das gut überlegt sein." Bettina Aniol weiß um die Schwierigkeiten, die Tattoos bereiten können, dennoch wächst ihre Kundenzahl immer weiter. "Für viele, die einmal damit angefangen haben, wird es einfach zur Sucht."