Friseur zu sein, bedeutet mehr als nur Haare zu schneiden, sagt der Kaufbeurer Günther Fischer. Der 43-jährige Friseurmeister führt seit über 20 Jahren sein eigenes Geschäft. Im Interview spricht er über die Anforderungen im Beruf, die besondere Beziehung zu Kunden und über sein Interesse für Kunst.
Handwerker, Künstler, Entertainer oder Psychologe - was kennzeichnet einen Friseur am besten?
Fischer: Es ist eine Kombination aus allem: Natürlich muss man zuallererst sein Handwerk beherrschen, dann kann man das künstlerische oder kreative Element auch ausleben. Aber natürlich möchten die Kunden in einem angenehmen Ambiente auch gut unterhalten werden. Und häufig erfährt der Friseur auch sehr private Dinge von Kunden - da ist dann Einfühlungsvermögen gefragt.
Die Beziehung zwischen Friseur und Kunde ist ja doch eine recht intime: Man lässt schließlich nicht jeden an seinen Kopf. Wie empfinden Sie das?
Fischer: Die Beziehung Kunde-Friseur ist vergleichbar mit einer Partnerschaft. In der Summe müssen die wichtigen Dinge passen, muss es harmonisch sein. Dann kann es eine lange Verbindung werden. Es gibt Kunden, die kommen schon seit 20 Jahren zu mir.
Und stimmt das Klischee: Beim Friseur gibts immer den neuesten Tratsch und Klatsch?
Fischer: Der Salon ist definitiv eine Kommunikationsbörse. Und der Friseur weiß fast alles, über was in der Stadt gesprochen wird. Es kommen eben Kunden aus allen erdenklichen Branchen: Handwerker, Ärzte, Arbeiter oder Anwälte. Man erhält Informationen aus allen Schichten. Man muss sich einerseits sehr diskret verhalten. Das heißt, bestimmt Vorgänge, Geschichten für sich behalten. Andererseits hat man natürlich die Möglichkeit, Infos auch ganz gezielt zu steuern.
Über was reden die Leute denn so?
Fischer: Die Männer sprechen vor allem über Sport, Autos und Politik. Bei Frauen dreht es sich oft um Beruf, Familie, Mode, manchmal auch um private Sorgen.
Und Sie selbst? Sind Sie ein guter Unterhalter?
Fischer: Gespräche zu führen, Kommunikation zu betreiben - das musste ich mir hart erarbeiten. Als Lehrling war ich ein stilles Bürschchen und habe mich nichts getraut. Mein Chef sagte damals: Du wirst vielleicht mal ein guter Friseur, aber das mit den Menschen liegt dir nicht. Vielleicht war das ein Ansporn für mich.
Dafür wurde Ihnen das Künstlerische mehr in die Wiege gelegt?
Fischer: Ja, ich habe schon als Kind immer viel gemalt und mich auch für Malerei interessiert. Ich habe auch als Erwachsener gemalt, doch jetzt hat mich die Muse schon länger nicht mehr geküsst - mir fehlt durch Arbeit und Familie einfach die Zeit. Aber die Malerei ist mein Lebenselixier. Deswegen habe ich in den vergangenen zehn Jahren auch regionalen Künstlern wie Roman Harasymiw, Anna Engert oder Epi die Möglichkeit geboten, in meinem Geschäft auszustellen. Insgesamt waren es knapp 40 Ausstellungen. Weil ich die Kunst liebe, habe ich sie mir ins Haus geholt.
Und jetzt? Gibt es ein neues Projekt?
Fischer: Mit zwei Partnern veranstalte ich am 14. August einen Body-Painting Event in Kaufbeuren. Dazu haben wir im Internet einen Model-Wettbewerb ausgerufen - und die Leute können dort auch über die Models abstimmen. Die Sieger werden im Rahmen des ESVK-Sommerturniers vor Live- Publikum gestylt und von der Maskenbildnerin Anja Pürkel bemalt. Pürkel war neunte bei der Body-Painting-WM.
Infos und Anmeldung im Internet unter: www.paint-me.de
Interview: Dirk Ambrosch