Wie ein Dorf zur Stadt heranwuchs Lindenberg (sen). Gleich zwei Ausstellungen wurden am Freitag bei einer Vernissage im 'Löwen'-Foyer eröffnet: Zum einen kann dort Hans Stiefenhofers Foto-Ausstellung 'Lindenberg in alten Bilder' angeschaut werden, zum anderen können Besucher über die 'Kunstmeile' flanieren und Kunstwerke in den Schaufenstern der örtlichen Geschäftswelt bewundern. Den musikalischen Beitrag zur Eröffnung steuerte Reinhard Sieber mit flotter Swing- und Jazzmusik bei.
Die Fotos sind schwarz-weiß und manchmal ein wenig unscharf, aber sie haben eines gemeinsam: Die Aufnahmen dokumentieren den Aufstieg Lindenbergs vom Dorf über eine industriell geprägte Stadt hin zu einem bedeutenden Mittelzentrum. 50 Tafeln mit jeweils mehreren Fotos machen die Entwicklung Lindenbergs vom Anfang des vorigen Jahrhunderts bis hinein ins Jahr 1960 anschaulich und schrittweise nachvollziehbar.
Die Motive zeigen sommer- und winterliche Waldsee-Impressionen, Kriegerdenkmäler und die Veränderung ganzer Straßenzüge im Laufe der Zeit. So wird auf einer Aufnahme aus dem Jahr 1905 die Aureliuskirche als 'Dorf'-Mittelpunkt bezeichnet. Während die Fußballer 1923 noch auf einem Platz in der heutigen Heinrich-Brauns-Straße kickten, wurde das Gauturnfest im Jahr 1928 bereits auf dem neuen Sportplatz an der Au-Straße durchgeführt.
Im Bild festgehalten wurde auch die Ankunft des ersten Zuges in Lindenberg (1901) und der Besuch von Prinz Ludwig von Bayern in der Bergstadt (1907). Auffällig ist, dass im Laufe der Jahre immer mehr Grün aus den Lindenberger Straßenzügen verschwand. Das sprach auch Bürgermeister Johann Zeh in seiner Eröffnungsrede an: 'Die vielen Bäume haben wohl alle dem Fortschritt weichen müssen. Aber manches wird heute wieder aufgeholt.'
Als Besonderheit ist im 'Löwen'-Foyer eine Fotografie der Original-Urkunde aus dem Jahr 857 ausgestellt, in der Lindenberg erstmals urkundlich erwähnt wird. Außerdem erinnern Exponate an die drei Minister Dr. Otto Geßler, Dr. Anton Fehr und Dr. Heinrich Brauns sowie an Baumeister Johann Georg Specht und den Historienmaler Maximilian Bentele.
Das Fundament der Gegenwart
Manfred Röhrl nahm in seiner Rede auf das Jahr 1983 Bezug, als in der Volksbank-Galerie rund 450 Fotos ausgestellt waren, die bereits damals die Entwicklung Lindenbergs aufzeigten. Röhrl erinnerte daran, dass für den ehemaligen 2. Bürgermeister Fridhold Wucher diese Ausstellung nicht nur eine 'nostalgische Schau' war, sondern gleichzeitig auch 'das Fundament der Gegenwart'. Röhrl plädierte in diesem Zusammenhang für eine moderate Weiterentwicklung der Stadt: 'Wir müssen mit der Stadt und ihren Gebäuden behutsam umgehen.'