Frauenfrühstück: Diakon referiert über Arbeit in der Justizvollzugsanstalt Memmingen

22. November 2011 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung
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Bericht über das Leben hinter Gittern

'Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen': Mit diesem Lied und der musikalischen Begleitung von Susanne Pardey und Monika Rauch wurde das elfte ökumenische Frauenfrühstück in Erkheim eröffnet. Mit 50 Besucherinnen war der Raum im evangelischen Gemeindehaus voll besetzt.

'Ich bin kein Profiredner, sondern will nur über meine Arbeit im Frauengefängnis und über das Leben hinter Gittern berichten', sagte der Referent, Diakon Wolfgang Ruprecht aus Eisenburg.

Vor gut einem Jahr wurde ihm die seelsorgerische Betreuung der Insassen in Aichach, dem größten Frauengefängnis in Deutschland, übertragen. Zuvor war Ruprecht sieben Jahre lang in der Memminger Justizvollzugsanstalt (JVA) im Einsatz.

Der Beginn einer eigenen Welt

'Was bedeutet es für eine Frau, wenn sie von heute auf morgen verhaftet wird?', fragte Ruprecht in die Runde. Denn hinter den Gefängnismauern beginne eine eigene Welt. 'Wie geht es meiner Familie?', das sei meistens das größte Problem für die inhaftierten Frauen.

Vor etwa zehn Jahren sei an die JVA Aichach eine Mutter-Kind-Unterbringung angegliedert worden, berichtete Ruprecht. Bis zum Alter von vier Jahren könnten die Kleinen bei der Mutter verweilen, jedoch nur, wenn die zehn vorhandenen Unterbringungsplätze nicht ausgelastet seien. Andernfalls würden die Kinder bei Verwandten oder in Pflegefamilien untergebracht. Eine weitere Einrichtung sei eine Abteilung für Jugendliche von 14 bis 21 Jahren. Die Möglichkeit zum Schulbesuch sei gegeben.

'Ausgeprägter Zickenkrieg'

Das Sozialverhalten sei ebenfalls ein Thema, so der Diakon. Ausgeprägter 'Zickenkrieg' sei an der Tagesordnung, dagegen seien Übergriffe auf das Personal selten. Viel Angst bereite den Frauen die Frage, wie sie nach der Haftentlassung wieder in der normalen Welt zurechtkommen werden. (ey)

W. Ruprecht