Umwelt Fischbestand geht zurück - Zudem wird Einbruch der Flusssohle befürchtet">

Artikel: "Der Zustand der Wertach ist dramatisch"

4. Dezember 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung

Umwelt Fischbestand geht zurück - Zudem wird Einbruch der Flusssohle befürchtet

Von Markus Frobenius |Kaufbeuren"Der Zustand der Wertach ist dramatisch", mahnt Peter Konrad, Vorsitzender des Fischereivereins Kaufbeuren, nach einer Untersuchung des Gewässers. Diese hatte der Verein mit einem Experten vom Landesfischereiverband vorgenommen. Obwohl in den vergangenen Jahren so genannte Fischtreppen gebaut oder Bäume und große Felsbrocken in den Fluss eingelassen wurden, was eigentlich gut für die Fische sei, bezeichnet Konrad das Ergebnis der jüngsten Zählung als "niederschmetternd": Die Anzahl typischer Wertach-Fische - wie Äsche, Bachforelle, Barbe oder Nase, die früher von Kaufbeuren sogar exportiert wurden - ging drastisch zurück (siehe Grafik).

Dabei hatte der Verein in den vergangenen fünf Jahren Fische im Wert von 40000 Euro in den Fluss eingesetzt. Das seien bis zu 15000 einjährige Fische pro Jahr. "Leider ohne Erfolg", so Konrad. "Eine defizitäre Artenvielfalt hat auch in jedem Fall Auswirkungen auf die Gesamtökologie", ergänzt Dr. Oliver Born, Fischereifachberater des Bezirkes Schwaben. "Der natürliche Lebensraum der Fische ist nicht mehr vorhanden." Der Fluss ist für die Fische sowie für Sand und feinen Kies, den sie zum Laichen brauchen, nicht mehr durchgängig - unter anderem durch Staubereiche und Wehre. Zwar gibt es in Kaufbeuren inzwischen zwei Umgehungsgerinne. Diese seien aber zur Lösung der Situation nicht ausreichend. Stattdessen blieben im Flussbett nur grobe Steine übrig, die durch die Fließgeschwindigkeit die Sohle des Flusses zerreiben.

"Die Wertach gräbt sich immer tiefer ein", so Konrad. Noch gebe es bei Kaufbeuren keine unmittelbare Gefahr für einen Bruch der Sohle, aber die Anzeichen dafür seien deutlich sichtbar.

Beim Bruch der Sohle wird die weitgehend wasserundurchlässige Schicht im Flussbett beschädigt und das Wasser versickert, der Flusspegel kann sinken. Bei Bobingen beispielsweise führte ein solcher Durchbruch zu einem millionenschweren Sanierungsprojekt.

Boden schnell festigen

Der Boden müsse schnell gefestigt werden, so Konrad. Dadurch entstünden auch wieder neue Laichplätze. Zudem sollte die Wertach mit Sandbänken verbreitert werden, wozu sich gerade in der Stadt einige Plätze anböten. Diese könnten ebenfalls als Laichplätze dienen.

Und schließlich müsse die Durchgängigkeit der Wertach für die Tiere durch weitere Fischtreppen im Umland erhöht werden.

Der Fischereiverein will in dieser Sache vorangehen: "Wir reduzieren unseren Fischbesatz, um Kiesplätze zu bauen", so Konrad. Dann fehle zwar Geld für neue Fische, aber vielleicht kämen ja noch Mittel von interessierten Bürgern oder anderen Institutionen.