denkt ans Aufhören Fußballer Kalle Riedle: FC Fulham ist die letzte Station. Von unserem Redaktionsmitglied Roland Wiedemann Weiler Fulham ist die letzte Station. Da ist sich Karl-Heinz Riedle sicher. Noch bis zum Sommer nächsten Jahres will der 34-Jährige in der 1. englischen Liga für den Londoner Stadtclub die Knochen hinhalten. Dann soll Schluss sein mit der Fußballer-Karriere, die einstmals beim TSV Ellhofen im Westallgäu begonnen hatte.
Noch ein paar Mark bei einem deutschen Verein in der ersten oder zweiten Bundesliga verdienen, das kommt für Riedle nicht in Frage. 'Da kann ich doch nur verlieren', meint der Weltmeister von 1990. Spiele er gut, hieße es, dafür habe man ihn ja geholt. Läuft\'s schlecht, würde er nur Spott ernten, glaubt der Fußballstar, den am Wochenende ein Kurzabstecher zum Wintertriathlon nach Oberstaufen führte.
'Hier ist das ganz normal'
Riedle weiß, dass viele Landsleute seinen Wechsel vom FC Liverpool in der Premier League zum zweitklassigen FC Fulham mit einem Kopfschütteln kommentiert haben. 'In England ist es ganz normal', erklärt Riedle, 'dass ältere Spieler am Ende ihrer Karriere in unteren Klassen spielen'. Kevin Keagan und Ian Rush seien die besten Beispiele dafür. Anstatt auf der Bank saftige Gagen zu kassieren, würden die Veteranen lieber das tun, was ihnen schon immer Spaß gemacht hat nämlich Fußball spielen. 'Mehr Geld hätte ich bei Liverpool verdient', betont Riedle.
Riedle fühlt sich beim FC Fulham pudelwohl. 'London hat mich schon immer gejuckt. Das ist eine Superstadt. Besser als Rom oder Paris', verrät der Fußball-Weltenbummler. Verglichen mit dem FC Liverpool erinnere das Umfeld in Fulham freilich eher an das eines Dorfvereins. Nach dem Training treffe man sich häufig im Pub. 'Après-Fußball' à la Mario Basler gibt\'s dennoch nicht. Die Kicker vom FC Fulham haben ein großes Ziel: Sie wollen in die Premier League aufsteigen. Davon träumt auch Multimillionär Al Fayed. Der Vater von Dodi Al Fayed, der mit Lady Diana tödlich verunglückte, 'pumpt Geld' in den Verein, so Riedle. 'Der Club ist sein Hobby.' Derzeit liegt das Team mit drei Punkten Rückstand auf einen Play-off-Platz auf Rang sieben. Durchschnittlich 18 000 Zuschauer strömen ins Stadion, das nur einen Steinwurf vom Tennis-Mekka Wimbledon entfernt ist. 'Mit der Atmosphäre an der Anfield Road kann man das nicht vergleichen', weiß Riedle.
Der Stürmer hat den Kontakt zum FC Liverpool nicht abgebrochen. Schon ein paar mal sah sich Riedle seine Ex-Teamkollegen an. 'Der Wechsel ist absolut fair abgelaufen', betont der 34-Jährige. Auch Trainer Gerard Houllier gegenüber ist Riedle nicht nachtragend: 'Ich war vielleicht nicht schlechter, aber es ist doch klar, dass der Trainer Jungstars wie Owen und Fowler den Vorzug gibt.'
Der FC Fulham war nicht der einzige Verein auf der Insel, der Interesse an Riedle zeigte. Auch die Manager von Newcastle United und Sheffield Wednesday klopften an. Doch in den Norden Englands wollte Riedle mit seiner Familie keinesfalls ziehen. 'Dann hätte ich gleich die Scheidung einreichen können', schmunzelt der zweifache Familienvater.