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Der Weg ist das Ziel

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Der Weg ist das Ziel

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    Frech inszeniertes Kabarett in der Hofmühle Immenstadt Von Veronika Krull Immenstadt Manche suchen den Tod und finden ihn nicht, und manche finden den Tod und suchen ihn nicht. Volker Surmann gehört eindeutig zur ersten Kategorie. Sein Traum, sich mit Hilfe eines Föhns auf ewig in der Badewanne zu verabschieden, scheitert schließlich. Schlicht und einfach daran, dass er keine Badewanne hat. Makabre Koketterie mit dem Ende des Lebens, frech inszeniert in der Immenstädter Hofmühle von Volker Surmann und (Thomas) Paul Schepansky aus Berlin. Eingeladen vom Kulturverein Klick, boten die beiden Kabarettisten ein schaurig-amüsantes Programm. Volker, der schwule Single, der ständig down drauf ist, trifft auf Paul, den (übrigens echten) Musiktherapeuten, der den Tod gern lustig im Walzertakt vertont. Der Weg ist das Ziel, behauptet Volker trotzig und trägt das Motto seines Lebens, in dem es ihm fast immer quadriert beschissen geht, gut sichtbar auf der blauen T-Shirt-Brust. Paul begrüßt ihn professionell-freundlich als neues Mitglied der in der Hofmühle versammelten Gruppe. Für ihn, der des Öfteren bedeutungsvoll von seinen Ex-Patienten spricht, ist Volkers Wunsch nach dem endgültigen Abgang nicht weiter ungewöhnlich.

    Er hat gleich eine umfangreiche Liste alphabetisch geordneter Suizidmöglichkeiten zur Hand. Doch Volker ist wählerisch: Er mag keine Autoabgase und auch kein Lebensende mit Hilfe der Deutschen Bahn: Einer seiner Freunde sei Lokführer und den möge er nicht mit lebenslangen Schuldgefühlen (Wäre ich doch ausgewichen!) belasten. Auch der Vorschlag, vom Hochhaus zu springen, behagt ihm nicht sonderlich: Denn er hat Höhenangst. Außerdem fällt man so unangenehm auf und könnte vielleicht auch noch einen Bekannten treffen. Für Volker ist und bleibt die Badewanne der ideale Ort des finalen Auftritts, im Anzug, mit einem Glas Sekt vorweg, oder auch zwei oder am besten gleich mit der ganzen Flasche (es soll ja nichts umkommen). Er hat auch schon die nötigen Utensilien dabei: ein Handtuch (wofür eigentlich?), einen Profi-Föhn (!) und das Shampoo für den letzten Augenblick Wash and Go Vor allem in der ersten Hälfte ihres morbiden Schauspiels kommen die Pointen Schlag auf Schlag, brillieren die beiden Berliner mit einem umwerfenden Sprachwitz. Die zahlreichen Zuhörer sitzen gebannt auf ihren Stühlen, um nur ja keine Anspielung zu verpassen, schmunzeln, kichern, lachen sehr zum Verdruss des Patienten, der sich mehr Ernsthaftigkeit seiner Gruppe gewünscht hätte. Die Realitäts- und Spielebenen werden lustvoll miteinander verwoben und schließlich musikalisch höchst gekonnt verbrämt, um die schräge (Lebens-?)Philosophie noch markanter herauszumeißeln. Jeder der beiden ist für sich ein Erlebnis, zusammen sind sie unschlagbar: Volker als der naiv-kindliche Bursche mit ausgefeilter Mimik, Paul in der Rolle des intellektuellen und etwas abgefeimten Therapeuten für Elend und Leid jederzeit diagnosebereit , dessen klavierspielerische und gesangliche Qualitäten sich auch auf einem Liederabend gut machen würden.

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