Buchloe | kfr | Auf einem Parkplatz bei der Grundschule Buchloe-West hält das Auto von Dr. Lebrecht von Klitzing. "Wir messen die aktuelle Strahlenbelastung durch Mobilfunk für Buchloe", erklärt er. Das Institut von Klitzing erstellt derzeit eine Analyse mit Standortkonzept, das die Stadt vor zwei Monaten in Auftrag gab (wir berichteten).
Der Medizinphysiker öffnet den Kofferraum und holt ein Stativ heraus, auf dem eine etwa 40 Zentimeter lange Antenne befestigt ist. Sie hat die Form eines platt gedrückten Tannenbaumes. Die Spitze zeigt in Richtung eines Mobilfunksenders, der auf dem BayWa-Gelände bei der Schwabenhalle steht.
Über ein Kabel ist die Antenne mit einem sogenannten Spektrumanalysator verbunden, der sich im Kofferraum befindet. Dieser zeichnet als Graph die Frequenz der Strahlung in Megahertz auf, die von dem Mobilfunksender ausgeht.
Für die Messungen an den insgesamt vier Hochfrequenz-Sendeanlagen weilten der Wissenschaftler und seine Frau zwei Tage lang in Buchloe. Gestern reisten sie wieder ab. Der Großteil der Arbeit für das Mobilfunkgutachten liegt jedoch noch vor ihnen. "Die Auswertung der Messergebnisse mit Hilfe des Computers ist ziemlich zeitaufwendig", meint der 69-Jährige.
Bei den Messungen orientiere er sich am sogenannten Organisationskanal der Mobilfunk-Anlagen, der permanent sende. Die Maximal- und die Minimalbelastung werden hochgerechnet. Der Durchschnittswert ist dann das Messergebnis", erklärt der Akademiker. Trotz der optischen Ähnlichkeit ist die Antenne auf dem Stativ nicht mit einer Fernsehantenne zu vergleichen. "Es ist eine sogenannte Perlog-Antenne, die relativ kostspielig ist", sagt von Klitzing.
Auf die Strahlung von Mobilfunksendern reagiere jeder anders. "Weniger als ein Promille der Leute hat eine Sensibilität. Das heißt, sie reagieren sehr empfindlich darauf." Entscheidend sei die Kombination mit anderen Faktoren, die den menschlichen Organismus belasten. "Es ist aber medizinisch nachgewiesen, dass Mobilfunkstrahlung das vegetative Nervensystem beeinträchtigt. Solche Störungen, die auch das Herz-Kreislaufsystem betreffen, führen zu Stress und Krankheiten", meint von Klitzing. Er sehe es als seine Aufgabe, mit den Kommunen über eine Minimierung der Emission zu diskutieren. Christiane Manthey, Sprecherin der Buchloer Mobilfunkinitiative, kann dem Medizinphysiker da nur beipflichten. "Es ist bedrückend für viele Leute, wenn immer mehr Mobilfunkstandorte entstehen. Wir wünschen uns von den Anbietern, dass sie die Sendemasten nicht so willkürlich setzen."