Wenn man ihn zu seinem 40. Geburtstag gesagt hätte, dass er einmal vor 2.500 Menschen singen würde, hätte er geantwortet: 'Ja, du mich auch', erzählt Joachim Neumeir und lacht sein herzerfrischendes Lachen.
Jedes Wochenende tritt der 57-Jährige nun beim Robin Hood-Freilichtspiel in Altusried als singender Mönch auf einem Floß auf. Ein exponierter, im Gedächtnis bleibender Soloauftritt ist das, den Neumeir da auf seinem Wasser-Kloster absolviert.
Er selbst nennt sich einen Spätberufenen, was die Theaterbühne betrifft. Eine beim Preisschafkopfen gewonnene Karte für ein Konzert des U50-Chors, ein Schnuppern bei der Probe, dann der erste Auftritt im Jahr 2000 bei Anatevka. Seitdem kann Neumeir die Finger nicht mehr von der Bühne lassen.
Theater spielen als Ausgleich
Jedes Jahr ist er bei einer Kästle-Aufführung mit dabei, manchmal mehrmals. Und beim Freilichtspiel sowieso. Für mich ist das ein herrlicher Ausgleich, sagt Neumeir. In dem Moment, wo ich auf der Bühne stehe, muss ich mich konzentrieren, den zu finden, den ich spielen soll. So im Augenblick zu leben, das füllt ihn aus.
Sehr beglückt hat ihn die Rolle, die er in dem Liederabend Männer gespielt respektive gesungen hat. 55 Mal haben die acht Männer die musikalische Revue gegeben. Daran hängt er immer noch. Und auch die Rolle des Bruder Tuck werde ihm fehlen, wenn die letzte Vorstellung im August gegeben ist, da ist er sich sicher.
Tucks Schlitzohrigkeit und seine Gemütlichkeit, diese Charakterzüge kommen mir schon sehr entgegen, sagt Neumeir schmunzelnd.
Beten fällt ihm nicht schwer
Da er nicht der Gläubigste sei, wurde er immer wieder aufgezogen, dass der Bock zum Gärtner gemacht worden wäre, erzählt er. Doch das Beten ist mir nicht mal schwer gefallen, fügt er witzelnd hinzu. Allerdings empfindet der Altusrieder auch eine große Demut. Dass man so etwas machen darf, und dass es dann auch noch so erfolgreich ist – manch Profi würde sich alle zehn Finger danach lecken.
Der zweifache Vater scheut auch keine neuen Herausforderungen. Noch in diesem Jahr versucht er sich erstmals als Regisseur. Beim Weihnachtsmärchen. Es reize ihn, eigene Ideen umzusetzen. Und die kamen ihm schon allein beim allerersten Lesen des Zauberlehrlings zur Genüge.