Startseite
Icon Pfeil nach unten
Allgäu
Icon Pfeil nach unten

Der Solo-Sautreiber

Allgäu

Der Solo-Sautreiber

    • |
    • |

    Rainer Berauer hatte Längen und Lacher im Programm Waal Rainer Berauer stellte im Waaler 'Deutschen Haus' sein neues Soloprogramm 'Prost Mahlzeit' vor. Wer sich unter seinem Namen nichts vorstellen kann, wird schnell hellhörig, wenn er erfährt, dass der Künstler sieben Jahre lang Frontman der bekannten 'Giesinger Sautreiber' war.

    Entsprechend hoch waren natürlich die Erwartungen an ihn. Und sie wurden in Waal nicht enttäuscht, auch wenn es am Anfang etwas bedächtig losging.

    Rainer Berauer legte mehr wert auf Textbeiträge, er will dabei zeitgenössische Trends aufspüren. Der Erste, der sein Fett abbekam, war der Survivaltrainer, der in der Nähe eines Almbauern sein Camp aufschlägt. Dabei sei doch er, der Almbauer, der beste Survivaltrainer, schaffe er es doch immer wieder, die Kühe zu behüten und die Touristen auf den richtigen Weg zu bekommen, hieß es. Danach folgte ein Lied über die Vorlieben der Einheimischen: 'Der eine mog an Leberkäs, der andre Trambahnfohrn, Katz frisst rohe Mäus, i mechets net omol anbrotn'.

    Die lieben Nachbarn

    Nicht zu kurz kamen auch Überlegungen zu den lieben Nachbarn. Und wer noch nicht aufgegessen hatte, dem blieb vielleicht der Bissen im Hals stecken, als Berauer einen Regenwurm aus der Jackentasche zog, den der Nachbarssohn dort versteckt hatte.

    Anschließend schlüpfte Berauer in die Rolle des Urlaubers, der diesmal seine Reihenmittelburg am Strand nicht bekommen hat. Zum Glück verletzt sich ein Bekannter beim Wasserskifahren und überlässt dem Urlauber seine freistehende Sandburg ­ die viertgrößte am Strand, die flugs zur zweitgrößten ausgebaut wird. Und auch der computerabhängige Durchschnittsbürger kam genauso in Berauers Programm vor wie die Schwierigkeit des Vegetarierdaseins in Oberbayern, wo das vegetarischste Gericht wohl der Wurstsalat ist.

    Auf der Suche nach dem 'Kasu'

    Manch verwöhnter Kleinkunstfan hatte bis zu diesem Zeitpunkt Längen im Programm registriert, doch das änderte sich schlagartig nach der Pause. Berauer kehrte mit einer Engelsperücke auf die Bühne zurück und gab den esoterischen Magnus Edelrauter von der VHS. Mit mehreren Freiwilligen und mit Handpfeifen ging er auf Weltreise ­ auf der Suche nach dem göttlichen 'Kasu'. Die Stimmung unter den Zuschauern kam zu ihrem ersten Höhepunkt.

    Überzogene Karikatur

    Und Rainer schaffte es, dieses Niveau bis zu den Zugaben zu halten. Mal mit nachdenklichen Nummern, etwa über persönliche oder praktische Geschenke, dann wieder mit überzogenen, wie der Karikatur eines Hausmannes, der seine drei Kinder beaufsichtigt, während die Frau Karriere macht. Bisweilen ging der Künstler auch bis an die Grenzen des guten Geschmacks ­ etwa mit seinem weiteren Monolog über den Regenwurm oder mit der Darstellung eines Mannes bei der Morgentoilette. Aber seine Portraits trafen immer ins Schwarze. Auch wenn nicht alle Frauen applaudierten, als der Künstler zu verstehen gab, dass Gott mit der Erschaffung der Frau aus der Rippe des Mannes beweisen wollte, dass sich Diebstahl nicht lohnt. Dafür wissen wir jetzt, wie sich Künstler manchmal auf der Bühne fühlen, 'wenn die Pobacken picken' vor Lampenfieber. Ralf Strohmayer

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden