Lauchdorf | fro: Der schönste Walnussbaum Schwabens

23. Dezember 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung
mathias wild

Natur - Wahl der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald fällt auf Franz Hänselers Gewächs

Vor 58 Jahren herrschte im Nachkriegsdeutschland noch Not. "Da gab es viel Mangel und es war gut, wenn man selbst etwas hatte", erzählt Franz Hänseler. So setzte der Landwirt aus eigenes Pflanzgut ein und vergrub dabei auch eine Walnuss. Mittlerweile ist daraus ein kolossaler Baum mit über 20 Metern Höhe geworden. Den prämierte nun die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald zum schönsten Walnussbaum Schwabens.

"Die Walnuss ist ein Wärme liebender Baum, der gut an Waldränder passt. Außerdem hat er wertvolles Holz, das momentan auch sehr attraktiv für den Innenausbau ist", erklärt Gerhard Limmer. Der Abteilungsleiter im Amt für Land- und Forstwirtschaft gehört als Experte zugleich der Schutzgemeinschaft an und überreichte Hänseler den Preis: eine Urkunde, ein Abonnement eines Fachmagazins und eine edle Schale aus Holz - natürlich aus Walnuss. "Ich bin wirklich überrascht, damit hatte ich nicht gerechnet", meinte der 76-jährige Preisträger. Aus über 180 Einsendungen wurde sein Baum ausgewählt. "Er hat der Jury in seinem Gesamteindruck am Besten gefallen", lobte Eugen von Redwitz, Vorsitzender der Schutzgemeinschaft. Dabei hat der Baum in Lauchdorf einiges mitgemacht. Zuerst stand er im Garten des Hofes.

Dann pflanzte ihn Hänseler in den Auslauf der Pferde. "Früher hatten wir noch Pferde statt Schlepper - die waren damals viel wert", erinnert er sich. Das Bäumchen aber hätte seine Kindheit beinahe nicht überlebt, denn in einem strengen Winter schien es erfroren zu sein. Hänseler ließ den Baum aber stehen. Und siehe da: Im Sommer trieb ein Spross wieder aus.

Inzwischen ist der Baum nicht nur rund 20 Meter hoch, sondern hat einen Stammumfang von 210 Zentimetern. Der Walnussbaum ist raschwüchsig und lichtbedürftig. Seine Blätter treibt er spät aus und wirft sie früh ab - ein idealer Hofbaum, der im Frühjahr Licht und im Spätsommer Sonne durchlässt. Zudem sei er wegen der silbrigen Rinde und des knorrigen Stamms ein markanter Einzelbaum.

"Voriges Jahr hatten wir sogar eine Rekordernte", so Hänseler. Rund 100 Kilogramm kann die Ernte eines Baumes ergeben, erläutert Limmer. Hänselers Frau Irmgard macht daraus eine Vielfalt von Produkten: Kekse und Plätzchen, Kuchen, Kränze und Stollen. Zudem gibt es auch morgens Nüsse: pur oder im Müsli, schwärmt Hänseler. Er wird wohl auch in Zukunft weder auf den Anblick des mächtigen Baumes noch auf dessen Früchte verzichten müssen: Walnussbäume können bis zu 180 Jahre alt werden.