Bösewichts Roland Wintergerst als Geßler. Von unserer Mitarbeiterin Rita Winter Altusried Als Widersacher des Titelhelden Wilhelm Tell wird Roland Wintergerst im Wechsel mit Erich Schöllhorn bei den Freilichtspielen in Altusried (Premiere: 15. Juni) eine entscheidende Rolle spielen: den allseits verhassten Landvogt Hermann Geßler. In loser Folge erzählt Wintergerst im Gespräch mit unserer Zeitung, wie er in die Rolle des Tyrannen hineinwächst. Heute nun die Folge zwei dieser kleinen Serie.
Frage: In weniger als zwei Wochen fällt für beide Ensembles der Startschuss für 'Wil-helm Tell'. Können Sie Ihre Rolle schon perfekt oder arbeiten Sie noch an der Person Hermann Geßler?
Wintergerst: Perfekt ist man doch nie. Inzwischen habe ich wohl einen guten Stand erreicht auch beim Reiten fühle ich mich einigermaßen sicher. Aber viele Feinheiten können noch verbessert werden.
Zum Beispiel?
Wintergerst: Die Art und Weise des Spre-chens: Auf der Freilichtbühne spielen wir mit Mikrophonen, damit wir überall gut verstanden werden. Doch das hat seine Tücken, denn man kann mit der Stimme nie so variieren. Spreche ich sehr leise, geht der Text unter. Werde ich sehr laut, wird der Verstärker übersteuert und der Ton verzerrt. Die Technik kann das größtenteils abstimmen, dennoch habe ich mit dem Regisseur nochmals intensiv am Text gearbeitet. Denn was Geßler sagt, enthält so viel Dramatik, dass laute Gefühlsausbrüche meist gar nicht nötig sind.
Haben Sie sich mit der Rolle des Tyrannen, den Sie spielen, schon angefreundet?
Wintergerst: Schon längst. Sobald ich zusa-ge, einen negativen Charakter zu spielen, stelle ich mich darauf ein. Für mich hat es durchaus seinen Reiz, als Bösewicht die negative Stimmung auf sich zu ziehen. Da spürt man sehr deutlich, wie glaubwürdig man die Rolle spielt.
Gibt es einen Wesenszug an Hermann Geßler, der Ihnen sympathisch ist?
Wintergerst: Nein. Dieser Mensch ist mir sehr fern. Ich denke aber, dass es auch heute noch solche Menschen gibt, die nur nach Macht streben und keinerlei Rücksicht auf andere nehmen. Schiller zeigt in seinem Stück die Auswirkungen von Macht sehr vielschichtig. Geßler in seinem willkürlichen und menschenverachtendem Handeln ist dabei stark auf Wilhelm Tell fixiert.
Wie wirkt sich diese negative Rolle auf ihre persönliche Stimmung aus?
Wintergerst: Eigentlich gar nicht, denn ich kann mich innerlich sehr gut abgrenzen. In der Gemeinschaft der Freilichtspieler werde ich zwar als 'Geßler' begrüßt, aber trotzdem immer noch als die Person gesehen, die ich im wirklichen Leben bin. i Vorverkauf für die Vorführungen bis 25. August unter: 08373/92200. Ein Familienangebot mit Ermäßigungen gibt es am 16., 23., 30. Juni und 7. Juli.