Der Morgen graut zwar schon, aber noch unterliegt sein zart rosa schimmerndes Licht der Macht der Dunkelheit. Als schwarze Silhouetten heben sich die Bäume am Horizont vom Himmel ab und liefern den stilisierten Hintergrund für eine Schale mit prallreifen Pfirsichen, deren Haut in erdbraunen Tönen schimmert. Vergänglichkeit und Neubeginn fasst diese Radierung auf engstem Raum zusammen. Ein Thema, das altmeisterlichen Stillleben entnommen scheint.
Und an ihnen orientiert sich sichtbar der Maler und Zeichner Wolfgang Zelmer, der jetzt im Mittelpunkt einer umfangreicheren Ausstellung in Sonthofen steht. In bislang leerstehenden Geschäftsräumen in der Sonthofer Fußgängerzone, im Schmiedgässle, bietet sie zum einen einigen Künstlern und Kunsthandwerkern der Region ein Forum, zum anderen zeigt sie einige beispielhafte Arbeiten bekannter Meister des 20. Jahrhunderts wie Salvador Dalí oder Victor Vasarely. Dazwischen schiebt sich, prominent platziert, die umfangreiche Werkschau Wolfgang Zelmers.
Der 1948 in München geborene Künstler, der lange Zeit in Italien lebte und heute in Irland arbeitet, kombiniert in seinen Acrylgemälden und Radierungen bevorzugt Tiere, Blüten oder Früchte, in raffinierter altmeisterlicher Manier gefertigt, mit geometrischen Zeichnungen und filigranen Schriften.
Diese Stillleben erzählen "kleine Geschichten", erläutert Eberhard Herzog von Württemberg, der als Laudator bei der Vernissage auftritt.
Paare, die sich ergänzen, thematisiert zum Beispiel ein großformatiges Gemälde mit zwei großen Aras, zwei Oleanderblüten und zwei flachen Dreiecken. Verblüffend ist bei diesen Gemälden die Genauigkeit und Delikatesse, mit der Tiere und Pflanzen dargestellt sind. Sie offenbart die zeichnerische Klasse dieses Künstlers, die auch an vier kleinen Zeichnungen im Japanstil deutlich wird.
Einen eigenen Raum für seine Arbeiten hat auch Josef Schmid aus Bad Hindelang erhalten. Der Maler hat Kühe in der Nacht beobachtet und Bilder von großer Kraft und Klarheit geschaffen, in denen der Expressionismus nachklingt. Lila, braun und gelb leuchten Felle im Mondlicht, das Baumstämme zu blauen Säulen werden lässt.
Kühn auf wesentliche Strukturen reduziert erscheinen die Landschaftsbilder. Und ein detailreicher ausgeführter Flügel, vielleicht der eines Engels, zeigt Schmids Qualitäten als Holzbildhauer. Großformatige Blüten präsentiert Elke Matthiesen-Müller in den Auslagen eines Konfektionsgeschäftes. Auch die Sonthofer Malerin kombiniert zudem Stillleben-Motive, diesmal mit Details aus Loire-Schlössern.
Ein weiterer Ausstellungsraum widmet sich dem schmalen Grat zwischen Kunst und Kunsthandwerk. Er vereint Arbeiten von Hans Rebstock und seinem Team von der Allgäuer Keramikmanufaktur, darunter Steinzeug-Objekte von Mechthild Baron, mit Schnitzereien von Michael Ohmayer (Oberstdorf) sowie mit Keramik- und Metallarbeiten von Martina und Martin Fritz (Imberg).
Öffnungszeiten: täglich von 15 bis 20 Uhr, samstags von 10 bis 20 Uhr. Die Ausstellung dauert bis 28. Juni.