In den 50er und 60er Jahren war er ein Statussymbol, wie es heute für manch einen das Handy ist: der Ullr, Talisman der Skifahrer. Getragen wurde der Glücksbringer am Skihosenbund und sollte Skifahrer vor Lawinen und Knochenbrüchen bewahren. Darauf abgebildet: Ull, nach der nordischen Mythologie Gott des Winters, der Jagd, des Zweikampfes, der Weide und des Ackers.
Die Gemeinde Fischen will nun gleich in zweifacher Hinsicht die Tradition der Ullr wieder aufleben lassen: Zum einen wird sie zum historischen Skifahren im Jubiläumsjahr "1150 Jahre Fischen" einen "Ullr" prägen. Zum anderen besitzt das FIS-Skimuseum bereits mit 45 Ullr verschiedenster Formen und Materialen eine beachtliche Sammlung - bislang allerdings gut verstaut in einer ledernen Mappe. Heimatpfleger Georg Larsch will nun noch mehr Ullr zusammentragen und dann die komplette Sammlung publikumswirksam im FIS-Skimuseum in Fischen ausstellen.
Intensiv hat sich Larsch mit der Geschichte der kleinen Talismane auseinandergesetzt - und erklärt, was der nordische Gott mit dem Skifahren zu tun hat: Ull war Jäger in den schneebedeckten Weiten Skandinaviens. Er wird in der Regel mit Pfeil und Bogen auf der Jagd dargestellt - auf Skiern in winterlicher Landschaft.
Wörtlich übersetzt bedeutet sein Name der Herrliche, der Strahlende, der Mächtige.
Deutschstämmige Skipioniere prägten den Brauch
Laut Larsch haben Geschichtsforscher festgestellt, dass die Herstellung des Ullrs als Talisman auf die deutsch geprägte frühe Skigeschichte um die Jahrhundertwende zurückgeht. Die Nordische Mythologie habe damals Einzug gehalten in das Brauchtum der deutschstämmigen Skipioniere, die dem mittleren Bürgertum entstammten.
In den 50er und 60er Jahren wurde der Ullr zum absoluten Muss und allbekannt bei Wintersportlern. Um die Schutzfunktion des Talismans noch zu erhöhen, ließ man ihn vom Dorfpfarrer zusätzlich weihen.
Wie der Heimatforscher berichtet, gab es viele Skifahrer, die diese Tradition pflegten und ohne Ullr überhaupt nicht auf die Skipiste, geschweige denn, auf Skitour gingen.
Die kleinen Talismane gab es in verschiedenen Formen in Andenkenläden zu kaufen - aus Materialien wie Leder, Hirschhorn, Glas, Metall, Holz oder Pappe. Von Region zu Region gab es verschiedene Entwicklungen - im Riesengebirge etwa wurde Gott Ull als Rübezahl dargestellt. Und nicht nur in Europa gab es Ullr: Auswanderer führten den Brauch auch in den USA und Kanada ein. Jetzt hofft Larsch, die Sammlung an kleinen Talismanen fürs Skimuseum noch zu vergrößern. Sein Aufruf: "Vielleicht liegt beim einen oder anderen so ein Ullr herum, den wir gerne in unsere Sammlung aufnehmen würden."