Von Franz Summerer|Kempten/Oberallgäu'Musik liegt in der Luft', sang Caterina Valente 1958. 'Ich kann es nicht mehr hören', sagt heute Marika Faulhaber. Dabei meint die Betzigauerin nicht den Schlager der Valente. Sie klagt über 'diese ständige Musikberieselung an allen möglichen und unmöglichen Orten'. Um sich dagegen zu wehren hat Faulhaber den Aktionskreis 'Stopp Unnützem Lärm' gegründet - und mittlerweile auch das eine oder andere Erfolgserlebnis.
Es schallt aus Lautsprechern in Kaufhäusern, in Bars, im Friseurladen, bei Sportveranstaltungen, in den Wartezimmern von Ärzten oder von Skihängen. 'Wir müssen doch so schon viel Verkehrslärm ertragen, warum noch dieses zusätzliche unnütze Gedudel?', fragt Faulhaber. Sie reagiere mittlerweile 'allergisch' auf diese permanente Musikbeschallung: 'Das ist ein Spießrutenlaufen für die Ohren und Nerven der Menschen.'
Sie weiß, dass sie mit dieser Ansicht nicht allein steht. Wie sie hätten sich viele entschlossen 'auf einen Kaufhaus-Bummel zu verzichten, wenn man ständig dabei berieselt wird'. Die 53-jährige Betzigauerin verweist auf eine Emnid-Umfrage, wonach jeder zweite Bundesbürger genervt sei von der 'Einkaufsmusik' in Kaufhäusern, Hotels und öffentlichen Einrichtungen. Außerdem sei inzwischen nachgewiesen, dass damit die Käufer nicht mehr Geld ausgeben würden.
Wenn es sie zu sehr stört, wehrt sie sich. Beispielsweise beschwerte sich Faulhaber beim Modehaus Reischmann wegen der Beschallung in der Fußgängerzone während des dortigen Weihnachtsmarkts. 'Wir haben auch gleich reagiert und ganz leise gedreht', erklärt dazu Mike Mattern, Geschäftsführer von Reischmann. Auch Anlieger hätten sich über die ständige Außenmusik beschwert.
Grundsätzlich hält er Musik in seinem Modekaufhaus jedoch für gut: 'Aber nicht als verkaufsfördernde Maßnahme, sondern um eine angenehmere Atmosphäre zu erzeugen.' Und die sei von Verkaufsbereich zu Verkaufsbereich verschieden. Dafür habe Reischmann eigens einen Computer, der bis zu 35 unterschiedliche Musikrichtungen abspielt. Ein wichtiges Wort würden dabei die Verkäufer mitsprechen.
Das bestätigt Rüdiger Mayer, Sprecher des Kemptener Einzelhandelsverbands, für sein Möbelhaus. Es sei das Problem großer Häuser, dass es dort ohne Musik 'totenstill' sei. Das erzeuge beim Kunden ein eher unangenehmes Gefühl. Mayer: 'Daher benutzen große Verkaufshäuser Musik als Wohlfühlfaktor.' Eine entscheidende Frage sei jedoch, welche Musik gespielt werde. Und da komme es wiederum darauf an, welche Kunden man ansprechen wolle. Auf jeden Fall sollte sie nicht zu laut sein.