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Der Muschel folgen und zu sich selbst finden

Scheidegg / Lindau

Der Muschel folgen und zu sich selbst finden

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    Wenn sie an diesem Abend in Lindau ankommen, werden Carina, Jasmin und Katrin insgesamt schon 500 Kilometer weit gelaufen sein. Besser gesagt: gepilgert. In Etappen wollen die drei 18-jährigen Schülerinnen gemeinsam mit Bekannten den Jakobsweg nach Santiago de Compostela in Spanien zurücklegen. An diesem Tag haben sie sich dem geführten Samstagspilgern von Scheidegg (Westallgäu) zum Bodensee angeschlossen.

    "Beim Samstagspilgern können die Leute erste Erfahrungen machen und vielleicht auf den Geschmack kommen", sagt Pfarrerin Ingrid Ossig. An je einem Samstag im Monat bietet sie an, ein Stück auf dem Jakobsweg zurückzulegen. An diesem sonnigen Vormittag treffen sich fast 30 Interessierte an der evangelischen Kirche in Scheidegg. Nach einem kurzen Gottesdienst geht es los. Über Straßen, Wiesen und Feldwege läuft die Gruppe in sechs Stunden zum Bodensee. Konfessionen spielen dabei keine Rolle.

    Das Ulmer Ehepaar Annemarie und Hubert Geis, beide 52, ist katholisch. Bereits seit einer Woche sind sie gemeinsam mit den drei Schülerinnen und zwei weiteren Bekannten unterwegs. Sie sind am Vortag im Westallgäu angekommen und haben sich spontan Ossigs Gruppe angeschlossen. In ihren Rucksäcken tragen sie alles, was sie für eine Woche brauchen.

    Bei Annemarie Geis baumelt auch ein zweites Paar Schuhe daran. Alle Sieben haben zudem eine Jakobsmuschel aus Plastik am Gepäck - das Symbol der Pilger. Auch auf Schildern weist die Muschel immer wieder auf den Jakobsweg hin.

    Jedes Jahr eine Woche

    Angefangen hat die siebenköpfige Gruppe vor drei Jahren in Salzburg. Seitdem pilgern sie jedes Jahr im Urlaub eine Woche lang auf dem Jakobsweg. Warum sie die Mühen auf sich nehmen, können sie gar nicht genau sagen. "Vielleicht weiß ich es am Ende", sagt Annemarie Geis. Schön sei aber auf jeden Fall, den Alltagsstress zu vergessen und zu sich zu finden. "Außerdem kommt man unterwegs mit allen möglichen Leuten ins Gespräch", sagt ihr Mann. Schülerin Carina ist es wichtig, "dass fast jeden Tag etwas Religiöses dabei ist".

    Daher steuern die Pilger immer wieder Kirchen an und nehmen an Gottesdiensten teil.

    Keine Rolle spielt die Religion für Brigitte Braun aus Reutlingen. "Wandern ist reinigend und hat etwas Meditatives", sagt die 52-Jährige, während sie auf einem schmalen Pfad durch kniehohes Gras läuft. Braun wandert gerne auf langen Strecken. Entlang der Pilgerwege sei die Infrastruktur besonders gut. In Marktoberdorf beispielsweise, hat kürzlich ein spezielles Pilgerquartier seine Pforten geöffnet. Die Samstagspilger werden an diesem Abend jedoch wieder zuhause schlafen. Denn von Lindau aus geht es mit Bus oder Bahn heimwärts.

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