Allgäu: "Der Motor ist ins Stocken geraten"

23. Januar 2009 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung
fred schÖllhorn

Zur Sache - Landrat Weirather über die geplante Kooperation mit dem Memminger Klinikum

Versprochen, angekündigt oder geplant ist schnell. Manches wird von Gemeinden oder Behörden sofort angepackt. Andere Maßnahmen werden dagegen auf die lange Bank geschoben oder geraten in Vergessenheit. Unter der neuen Rubrik "Zur Sache" will die MZ daher in regelmäßigen Abständen bei Behörden, Politikern, aber auch bei Verbänden oder Privatleuten nachhaken, ob sie den Worten auch Taten haben folgen lassen.

In unserem Auftakt-Interview wollten wir von Landrat Hans-Joachim Weirather wissen, was aus seinem Plan geworden ist, die Zusammenarbeit zwischen den beiden Unterallgäuer Kliniken und dem Klinikum Memmingen zu verstärken. Bei ihrem Antrittsbesuch in Memmingen im Jahr 2006 haben Sie gemeinsam mit Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger angekündigt, intensiver mit dem Klinikum Memmingen zusammenzuarbeiten. Wie fällt Ihr Zwischenfazit aus?

Weirather: Der Start verlief vielversprechend. Es gab mehrere Gespräche zwischen mir und Oberbürgermeister Holzinger. Gemeinsam mit dem Vorstand der Kreiskliniken, Alfons Hawner, und dem Referats- und Verwaltungsleiter des Klinikums Memmingen, Wolfram Firnhaber, haben wir auch eine Liste erarbeitet, die mögliche Schnittmengen beinhaltet. Allerdings ist dieser Motor ins Stocken geraten.

Es gab persönliche Befindlichkeiten auf beiden Seiten. Wir haben derzeit eine kleine Denkpause eingelegt, damit die Emotionen rausgenommen werden können.

Was war der Anlass für diese Denkpause?

Weirather: Ich will nur so viel sagen: Zwischen dem Memminger Oberbürgermeister und mir gibt es eine gute und stabile Vertrauensbasis und bestimmt keine Probleme. Wir treffen uns alle sechs bis acht Wochen zu einem vertraulichen Jour fixe. Dabei besteht natürlich die Gelegenheit, das Thema Zusammenarbeit weiter zu erörtern. Auch die Verwaltungen kommen gut miteinander aus. Die Gespräche werden auf jeden Fall fortgesetzt.

Ihr Ziel war es, ein Wirtschaftlichkeits-Gutachten für die beiden Unterallgäuer Kliniken in Ottobeuren und Mindelheim in Auftrag zu geben. Was ist daraus geworden?

Weirather: Wir sind längst in der Umsetzung. Unmittelbar nach meinem Amtsantritt wurde das Gutachten vom Verwaltungsrat angeschoben. Es wurde ein Unternehmen engagiert, das in Schwaben an mehreren Stellen tätig ist. Dabei wurde etwa ermittelt, wie sich das OP-Management verbessern lässt. Auch wurde der mittlere Bedarf an Personal mit dem derzeitigen Ist-Zustand an den Kliniken verglichen. Das bedeutet, auch darauf zu schauen, wo Stellen eingespart werden können.

Heißt das, die Mitarbeiter müssen sich nun Sorgen um ihren Arbeitsplatz machen?

Weirather: Nein, das müssen sie nicht. Niemandem wurde bisher gekündigt. Das geschieht im Rahmen der natürlichen Fluktuation. Das bedeutet, dass Stellen nicht neu besetzt werden. Es ist ja nicht so, dass wir einen Personalstamm haben und uns dafür die passenden Aufgaben suchen, sondern genau umgekehrt.

Bislang wurden Herzpatienten von der Ottobeurer Klinik oftmals an die Universitätsklinik Erlangen verwiesen. Mittlerweile hat Memmingen ein eigenes Herzkatheter-Labor. Zudem soll Mindelheim in diesem Jahr ebenfalls einen Herzkatheter-Messplatz erhalten. Welche Auswirkungen hat das für die Herzpatienten im Unterallgäu?

Weirather: Die Patienten im Unterallgäu können davon natürlich profitieren. In Mindelheim etwa wird eine präzise, abschließende Diagnose möglich sein. Das heißt aber nicht, dass wir damit dem Memminger Klinikum die Patienten abspenstig machen oder die Verbindung zu Erlangen kappen wollen. An der dortigen Universitätsklinik werden weiterhin die Operationen durchgeführt. Diese Option haben wir ausdrücklich nicht. (johs)