Kaufbeuren | mab | Noch aus frühkindlichen Phasen stammen bei Manfred Bradel die ersten Eindrücke, die er in der Kaufbeurer Psychiatrie gewann: der eigentümliche Geruch des Dampfes in der Krankenhauswäscherei, in der seine Mutter arbeitete, bevor sie später in den Pflegedienst wechselte. Oder die Schreie von Patienten, als er mit seinen Eltern auf einer Krankenstation, dem so genannten "Tobhaus", der Heil- und Pflegeanstalt in Irsee wohnte. Das war damals nicht unüblich. Der Psychiatrie ist Manfred Bradel stets treu geblieben, wobei er eine erstaunliche Karriere vorzuweisen hat - zum Schluss war er Verwaltungschef aller südschwäbischen Bezirkskliniken. Nun wurde er nach 43 Jahren Dienst feierlich in den Vorruhestand verabschiedet.
Seit den 1970er Jahren war Bradel Personalchef des damals größten Arbeitgebers in der Stadt und hat ganze Generationen von Pflegekräften, Ärzten und Angehörigen vieler anderer Berufsgruppen eingestellt und auch wieder verabschiedet. "Diese Arbeit hat mir immer Spaß gemacht." Stolz ist er darauf, dass das eigentlich immer einvernehmlich verlief. "In der ganzen Zeit hatte ich nur zwei Arbeitsgerichtsprozesse zu bearbeiten."
Ab den 1980er Jahren begann ein Prozess, bei dem sich die Verwaltungsspitze keine Lorbeeren verdienen konnte: Das bis dahin größte Bezirkskrankenhaus in Schwaben wurde dezentralisiert, damit die Patienten heimatnäher versorgt werden konnten. Es entstanden Ableger in Kempten, Memmingen und Lindau.
"Es ist auch Ihr Verdienst, dass trotz dieses Schrumpfungsprozesses in Kaufbeuren keine betriebsbedingten Kündigungen ausgesprochen werden mussten", so Thomas Düll, Vorstandsvorsitzender der Bezirkskliniken Schwaben in seiner Laudatio. Ausdrücklich würdigte er Bradels mitfühlenden Umgang mit den Patienten, von denen er viele namentlich kannte oder noch kennt. Personalratsvorsitzender Wolfgang Heinlein bescheinigte dem Scheidenden eine sehr menschliche Art. Helmut Penz, Vorsitzender der BKH-Betriebssportgruppe freute sich, dass Bradel auch weiterhin als Zweiter Vorsitzender der Gruppe zur Verfügung steht.
Bradels Nachfolger ist Wilhelm Egger, der die Bezeichnung Regionalleiter Süd trägt. Aber einen eigentlichen Verwaltungschef gibt es im BKH nicht mehr. Es ist seit Anfang des Jahres Teil des Kommunalunternehmens Bezirkskliniken Schwaben mit Thomas Düll an der Spitze. "Eine 130 Jahre dauernde Ära mit insgesamt zehn Verwaltungschefs geht mit mir zu Ende", so Bradel. Er möchte sich nun seinen Hobbys Musik, Malen und Schauspielern, dem Reisen sowie seinem Enkelkind widmen. Außerdem beginnt er als "Nachtwächter" und hält dann Fremdenführungen in der Altstadt ab. Die BKH-Tradition der Familie Bradel wird aber beibehalten. Eine seiner Töchter ist dort als Krankenschwester tätig.
