Eigentlich war der Anlass für die Zusammenkunft vieler festlich gekleideter Menschen im sehr vollen Kolpingsaal die Jahresversammlung des Fördervereins für das Krankenhaus St. Josef in Buchloe (siehe weiterer Bericht). Uneigentlich ehrten die Zuhörer den im September ausgeschiedenen Ärztlichen Direktor und Chefarzt der Inneren Abteilung, Dr. Ambros Ablasser, zuletzt sogar stehend mit minutenlangem Beifall. Seine komplette Familie, inklusive des völlig überraschend eingeflogenen Sohnes, seine Freunde, seine Arbeitskollegen und alle Gäste erhoben sich spontan von den Stühlen.
Das war dem bescheidenen "Bergbauernbuben aus der Steiermark" (Titel der Powerpoint-Präsentation über Ablasser) zu dick aufgetragen: "Man ist ja kein Übermensch."
Die vereinsinterne Verabschiedung von Dr. Ablasser sollte "keine Konkurrenz zur offiziellen Feier" Ende Oktober sein. Am Samstag ging es darum, außer den menschlichen Qualitäten auch das "umfassende medizinische Wissen" und die Führungsqualitäten des künftigen Ruheständlers hervorzuheben. "Der Leitwolf geht", gab Boberach zu bedenken und blickte auf "mehr als 22 Jahre großartige Arbeit in Buchloe" zurück. Nicht nur die am Krankenhaus Beschäftigten, sondern auch die Patienten und der Vereinsvorstand seien sich darüber im Klaren, dass es Ablassers Verdienst sei, "dass das Krankenhaus überhaupt noch existiert".
Die Wurzeln des Mannes, der in ein paar Tagen seinen 65. Geburtstag feiert, liegen in einem Bergbauernhof in Österreich, auf dem er zunächst den Beruf des Landwirts erlernte. Erst über viele Stationen und mithilfe verschiedener Aushilfstätigkeiten konnte Ablasser die schulische und universitäre Ausbildungsleiter in Deutschland immer höher erklimmen, bis er 1980 promovierte.
Dabei betonte ein ehemaliger Studienkollege mehrmals, dass "aus Ambros ebenfalls ein guter Dozent/Professor geworden wäre". In jenen ehrgeizigen und sehr arbeitsintensiven Jahren habe Ablasser seine spätere Frau Irmgard kennengelernt.
Seit 1988 wirkte er am Krankenhaus Buchloe, für dessen Menschen er buchstäblich Tag und Nacht zur Verfügung stand, betonte Boberach. Zum Beispiel führte er 3500 Magen-/Darmspielungen jährlich durch - eine seiner Lieblingsbeschäftigungen, für die er weit über die Grenzen des Landkreises hinaus fachlich hoch anerkannt sei. Dazu passte der eingespielte Hit: "Jetzt wird wieder in die Hände gespukt, wir steigern das Bruttosozialprodukt." Ein anderes Markenzeichen des von Bord gegangenen Lotsen seien die karierten Hemden, erzählte Schwester Walter - und so führten vier Krankenschwestern als Models "Hemden in Größe vier in den Farbstellungen rot, grün, dunkel- und hellblau" vor, die ihrem ehemaligen Chef dann überreicht wurden.
Ablasser selbst betonte, dass er nicht allen Patienten so viel Gutes tun konnte wie vorher berichtet und dass es ihm deshalb ein Bedürfnis sei, bei diesen Menschen "um Vergebung zu bitten". Das Krankenhaus Buchloe werde ihm weiter "viel bedeuten" und deshalb werde er sich "um den Förderverein, die Medizin und das Krankenhaus weiter kümmern". Seine Telefonnummer sei nicht schwer herauszubekommen.